Die EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II nagt an der Kreditwürdigkeit der europäischen Fondsindustrie. Zu dieser Einschätzung kommt die Ratingagentur Moody's. Die Bonitätswächter meinen, dass die neuen Regeln "die Verschiebung zugunsten kostengünstigerer, passiv gemanagter Fonds akzentuieren, den Wettbewerb verschärfen und die branchenweite Konsolidierung vorantreiben." Die Richtlinie ist seit 3. Januar in Kraft und hat im Fondsvertrieb bereits für einige Turbulenzen gesorgt.

Die strengeren Offenlegungspflichten bei Kosten und Gebühren, die mit Mifid II einhergehen, würden Investoren und unabhängigen Finanzberatern den Vergleich verschiedener Anlageprodukte erleichtern. Diese verbesserte Kostentransparenz sowie die Beschränkungen bei der Einnahme von Provisionen würden die Gebühren in der gesamten Branche allerdings senken, so die Moody's Analysten. Das beschleunige auch in Europa die Verschiebung hin zu börsengehandelten Indexfonds (ETFs).

Druck auf die Gewinne
"Die Einführung von Mifid II übt Druck auf die Gewinne der Asset Manager aus, da sie die effektiven Gebührensätze senkt und gleichzeitig die Kosten erhöht", sagt Marina Cremonese, leitende Analystin bei Moody’s. "Sparmaßnahmen, neue Anlagelösungen sowie Fusionen und Übernahmen dürften die negativen Effekte jedoch zum Teil ausgleichen und dadurch die Auswirkungen auf die Bonität begrenzen."

Die umfassenden Reformen bei Handel, Produktkonzeption, Vertrieb und Berichtspflichten würden beträchtliche laufende Ausgaben nach sich ziehen. "Die daraus resultierende Einengung der Margen wird den Konsolidierungsprozess bei kleineren Anbietern vorantreiben", meinen die Bonitätswächter von Moody's. Kleinere Häuser würden versuchen, sich Größenvorteile zu sichern, um diese Kosten aufzufangen.

Produktlandschaft im Umbruch
Zudem hat die Finanzmarktrichtlinie noch eine andere Auswirkung, so die Analysten. Sie wird die Produktlandschaft verändern und den Trend zu ergebnisorientierten Geldanlagen verstärken. Denn die neuen Regeln geben strikter vor, dass Anleger nur die für sie geeigneten Produkte empfohlen bekommen. Anbieter würden daher verstärkt Fonds entwerfen, die Geld für die Altersvorsorge, die Ausbildung der Kinder oder andere, bestimmte Ertragsziele erwirtschaften sollen. (ert)