Morgan Stanley setzt stark auf künstliche Intelligenz (KI). Die US-Bank stattet in diesen Tagen rund 16.000 Vermögensverwalter mit einem Zugang zum firmeninternen Chat-Programm GPT-4 aus, wie das "Handelsblatt" berichtet. Dies sei das neuste Sprachmodell des KI-Entwicklers OpenAI. Allerdings basiert es ausschließlich auf den Studien, die die Analysten und Ökonomen von Morgan Stanley selbst erstellen. So sollen eigene Informationen schneller zugänglich gemacht und besser aufbereitet werden können.

Damit ist das Institut einer der Vorreiter der neuen Technologie. Schon im vergangenen Winter habe man Zugang zu GPT-4 bekommen, betont Jeff McMillan, der bei Morgan Stanley die Themen Innovation, Daten und Analyse in der Vermögensverwaltung verantwortet, im Gespräch mit dem "Handelsblatt". Basis dafür sei eine Kooperation zwischen dem Finanzhaus und OpenAI, die der Vermögensverwaltung Zugriff auf die Technologie vor anderen Banken ermögliche.

Wettbewerb um KI-Systeme 
Die Bank will sich einen der vordersten Plätze im Wettbewerb um die besten KI-Systeme sichern. Das Rennen sei längst im Gang, alle großen US-Banken investieren große Summen in die neue Technologie und heuern im großen Stil KI-Experten an. So arbeite auch JP Morgan an seinem eigenen Chat-Bot im Stile von GPT-4. Das Programm, das die Bank IndexGPT nennt, solle auch Wertpapiere für Kunden auswählen können, schreibt die Zeitung.

Britische Finanzhäuser befassen sich ebenfalls intensiv mit KI-Anwendungen. So hat Abrdn seinen Angestellten Zugang zu einer In-Haus-Version von ChatGPT gegeben, sodass sie das System kennenlernen und damit experimentieren können. Das berichtet die "Financial Times". Auch Schroders und die Hedgefondsgesellschaft Man Group haben eigene KI-Tools auf ChatGPT-Basis entwickelt und testen sie. Dagegen sind dem "Handelsblatt" zufolge kontinentaleuropäische Banken in dem Bereich kaum aktiv. "Die europäischen Banken hinken ihren nordamerikanischen Konkurrenten hinterher und der Abstand vergrößert sich", so das Fazit einer Untersuchung des Analysehauses Evident.

KI wird überall sein
Das kann zum Problem für sie werden. Denn die neue Technik werde zu umfassenden Veränderungen bei den Häusern führen: "KI wird buchstäblich in jedem Winkel und in jeder Ecke der Banken zu finden sein. Egal ob es um Kundenbeziehungen, Kreditlinien, Werbekampagnen, Betrugsbekämpfung oder Cybersicherheit geht", zitiert die Wirtschaftszeitung die Evident-Chefin Alexandra Mousavizadeh. Sogenannte generative KI, die Texte und Bilder generiert, sei dabei nur ein Teil. Doch es ist dank OpenAI ein wichtiger Bereich, für den sich die Wall Street gerade sehr interessiert.

Bei Morgan Stanley würden die Mitarbeiter die firmeneigene Version von GPT-4 vor allem für drei Bereiche nutzen: Erstens, wenn es Fragen zu bestimmten Aktien und wirtschaftlichen Entwicklungen gibt: "Tendieren unsere Experten eher zur Aktie von Apple oder zu der von Google, wäre ein Beispiel", erklärt McMillan dem Handelsblatt. GPT-4 beantworte auch Fragen zu internen Prozessen, zum Beispiel wie man ein Kundenkonto eröffnet. Das größte Potenzial sieht McMillan jedoch im Austausch von sehr speziellem Wissen, über das nur wenige in der Bank verfügen. "Wir haben einen Kunstexperten, der sich sehr gut mit dem Verkauf teurer Werke auskennt. Aber mit unserem internen GPT-4 können wir diese Informationen allen Beratern zur Verfügung stellen." (jb)