Nachdem Check24 Ende Januar sein TÜV-zertifiziertes, kostenloses Girokonto-Vergleichsportal vom Netz nahm, erwägt das Bundesfinanzministerum (BMF), einen eigenen Service aufzubauen. "Die Einrichtung eines staatlichen Vergleichsportals stellt eine der in Prüfung befindlichen Optionen dar", heißt es in der Antwort des BMF auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion, die der "Rhein Zeitung" nach eigenen Angaben vorliegt. 

Der Meldung zufolge erwarten Verbraucherschützer nun, dass die Finanzaufsichtsbehörde Bafin oder die Stiftung Warentest das Vergleichsportal übernehmen könnten. "Die SPD will in Wahrheit ein staatliches Vergleichsportal und hat alle privaten Initiativen erfolgreich im Keim erstickt. Die Zeche zahlt am Ende der Verbraucher", zitiert die Zeitung den FDP-Politiker Frank Schäffler.

EU fordert Girokontenvergleich
Der Grund für die Pläne des BMF ist, dass eine bereits 2018 in Kraft getretene EU-Richtlinie fordert, in jedem EU-Land ein zertifizierter Online-Vergleich der jeweils geltenden Girokonto-Konditionen aufzubauen. Das deutsche Ministerium hatte, nachdem sich andere Bewerber zurückgezogen hatten, Check24 mit dem Projekt beauftragt, der TÜV Saarland erteilte schließlich sein Siegel. Check 24 durfte daher seit Ende vergangenen Sommers das Prädikat "GVW – Geprüfte Vergleichswebsite Zahlungskonten" führen.

Nach nur fünf Monaten nahm der Münchner Online-Riese das Portal aber vor rund einer Woche vom Netz. Als Grund nannte Check damals eine "unklare Rechtslage". Die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) hatte im November 2020 im Nachgang zu einer Abmahnung Klage gegen den Portalbetreiber eingereicht, weil die Kontenvergleiche angeblich nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprächen. Ein weiterer Kritikpunkt war, dass sich das nun abgeschaltete Portal an eine von Check24 simultan, aber aus rein kommerziellen Interessen betriebene Übersichts-Webseite für Girokonten anlehnt. Daher bestehe große Verwechslungsgefahr.  (jb)