Der Kryptoverleiher Blockfi kündigte am Montag (28.11.) an, das Gläubigerschutz-Verfahren nach "Chapter 11" zu nutzen. Ziel sei, Gelder einzutreiben, die Gegenparteien dem Unternehmen schulden. Im Fall von Forderungen an FTX sei wegen deren eigenem Konkurs jedoch mit Verzögerungen zu rechnen. Ein Insolvenzverfahren nach "Chapter 11" ermöglicht es einem US-Unternehmen, seine Geschäftstätigkeit fortzusetzen, während ein Plan zur Rückzahlung an die Gläubiger ausgearbeitet wird.

Barmittel in Höhe von 257 Milliarden Dollar
Der im US-Bundesstaat New Jersey eingereichte Insolvenzantrag von Blockfi gibt das Volumen der Aktiva und Passiva mit jeweils zwischen einer und zehn Milliarden US-Dollar an. Das Unternehmen gab an, über rund 257 Millionen Dollar an Barmitteln zu verfügen. Es kündigte an, einen "internen Plan zur erheblichen Reduzierung der Ausgaben, einschließlich der Arbeitskosten" auf den Weg zu bringen.

Unter Verweis auf "mangelnde Klarheit" über den Status der in Konkurs gegangenen Unternehmen FTX und Alameda Research hatte Blockfi im November die Möglichkeit von Abhebungen gestoppt und erklärt, es prüfe mit externen Beratern "alle Optionen". Gegen FTX haben die US-Börsenaufsicht SEC und die Terminmarkt-Behörde CFTC Ermittlungen wegen möglichen Missbrauchs von Kundengeldern eingeleitet. Damit entstand Unsicherheit in Bezug auf die Frage, woher die Mittel für eine Kreditlinie stammten, die FTX US Blockfi gewährt hatte, wie "Bloomberg News" Anfang des Monats berichtete.

Insolvenz unterstreicht "erhebliche Risiken einer Ansteckung" im Krypto-Ökosystem
FTX US ist laut Blockfi-Insolvenzantrag auch einer der wichtigsten Gläubiger des Unternehmens, mit einem Darlehen von über 275 Millionen Dollar. Dem größten ungesicherten Gläubiger des Unternehmens, der Ankura Trust Company, werden den Angaben zufolge rund 729 Millionen Dollar geschuldet. Ankura fungiert laut seiner Website als Treuhänder für die verzinslichen Krypto-Konten von Blockfi. "Die Insolvenz von Blockfi unterstreicht die erheblichen Risiken einer Ansteckung im Zusammenhang mit dem Krypto-Ökosystem und möglicherweise mangelhafter Risikomanagementprozesse", sagt Monsur Hussain, Kreditanalyst bei Fitch Ratings. 

Blockfi wurde 2017 von Zac Prince und Flori Marquez gegründet und gewann in seiner Anfangszeit einflussreiche Wall-Street-Namen als Investoren, wie etwa Mike Novogratz, Peter Thiels Valar Ventures und Winklevoss Capital. Valar wird in dem Insolvenzantrag mit einem Anteil von 19 Prozent als größter Anteilseigner von Blockfi genannt.

Im März 2021 wurde Blockfi noch mit drei Milliarden Dollar bewertet. In diesem Juni versuchte das Haus auf Basis einer reduzierten Bewertung von etwa eine Milliarde Dollar frisches Geld aufzunehmen. Das Unternehmen zog auch die Aufmerksamkeit der Finanzaufsichtsbehörden wegen seiner zinstragenden Konten auf sich und erklärte sich im Februar bereit, 100 Millionen Dollar Geldbuße an die SEC und mehrere US-Bundesstaaten zu zahlen. Die SEC ist im Insolvenzantrag mit eine Forderung von 30 Millionen Dollar als viertgrößter Gläubiger von Blockfi aufgeführt. (mb/Bloomberg)