Rüdiger Rass wird, anders als bislang geplant, nicht neuer Risikovorstand der Commerzbank. Das teilte das Kreditinstitut aus Frankfurt mit. Ursprünglich war vorgesehen, dass Rass die Nachfolge von Marcus Chromik antritt, der seinen Vorstandsvertrag nicht verlängern wollte. Seine bisherige Position als Chief Credit Risk Officer werde Rass jedoch behalten, so die Bank.

Rass habe "nach Gesprächen mit der Bankenaufsicht im Einvernehmen mit Vorstand und Aufsichtsrat" entschieden, nicht mehr für das Vorstandsamt zur Verfügung zu stehen, erklärte das Institut. "Wir respektieren die Entscheidung von Rüdiger Rass und freuen uns, dass er der Bank weiterhin zur Verfügung steht", lässt sich Commerzbank-Aufsichtsratschef Jens Weidmann in der Pressemitteilung der Bank zitieren. "Wir werden den neuen Suchprozess für die Nachfolge des Risikovorstands unmittelbar starten und mit der entsprechenden Gründlichkeit vorantreiben."

"An der Entscheidung zur Kreditvergabe an Wirecard nicht beteiligt"
Medienberichten zufolge hatte die Europäische Zentralbank (EZB) Bedenken gegen eine Berufung in den Vorstand angemeldet, auch weil fraglich war, welche Rolle Rass bei der Vergabe von Krediten an den mittlerweile insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard gespielt hatte. Persönlich sei Rass nichts vorzuwerfen, hatte Finanzchefin Bettina Orlopp dem "Handelsblatt" zufolge auf der Hauptversammlung im Mai betont. "Herr Rass war an der Entscheidung zur Kreditvergabe an Wirecard nicht beteiligt", zitiert die Wirtschaftszeitung Orlopp.

Laut "Handelsblatt", das sich auf "mit dem Thema vertraute Personen" beruft, meldete die Bankenaufsicht dennoch grundsätzliche Zweifel an, ob Rass geeignet sei, ein so relevantes Vorstandsressort zu führen. Indem die Bank Rass' Nominierung zurückzog, habe sie ein formelles Veto der Aufseher vermieden. Die EZB wollte sich der Zeitung zufolge nicht zum Thema äußern. (bm)