DWS-Chef Asoka Wöhrmann hat auf der Hauptversammlung des Fondsanbieters in Frankfurt am Mittwoch (5. Juni) einige "Eckpfeiler" der künftigen Unternehmensstrategie vorgestellt. Manche Punkte hatte schon sein im Oktober vergangenen Jahres geschasster Vorgänger Nicolas Moreau so formuliert, an einigen Stellen haben Wöhrmann und sein teils neues Team in der Geschäftsführung aber selbst Hand angelegt.

Deutlicher als bisher soll das verantwortungsvolle Investieren im Vordergrund stehen. "Das Thema nachhaltige Geldanlage können wir gar nicht überbewerten. In diesem Bereich erleben wir gerade einen gesellschaftlichen Ruck, der seinesgleichen sucht", sagte Wöhrmann. "Die DWS wird Nachhaltigkeit zum Kernbestandteil ihres treuhänderischen Handelns machen." Dieses Thema werde schon in wenigen Jahren die "treibende Kraft einer erfolgreichen Vermögensverwaltung" sein. Von einigen Aktionären wurde dieses Bekenntnis zur Nachhaltigkeit allerdings kritisch hinterfragt.

Mit Blick auf die Regionen wittert die DWS vor allem in Asien Chancen – das dortige Geschäft soll deutlich ausgebaut werden. "Das ist aufgrund der Verschiebungen in der globalen Vermögensverteilung enorm wichtig", betonte Wöhrmann. Er sieht sein Haus dafür gut aufgestellt, zum einen dank der breiten Produktpalette, zum anderen dank der strategischen Partnerschaft mit dem japanischen Lebensversicherer Nippon Life und des Joint-Ventures mit dem chinesischen Asset Manager Harvest.

"Kostendisziplin von zentraler Bedeutung"
Wöhrmann bestätigte das mittelfristige Ziel, eine bereinigte Aufwand-Ertrags-Relation (Cost-Income-Ratio, CIR) von unter 65 Prozent zu erreichen. "Das wird künftig höchste Priorität haben, denn es ist der wichtigste Gradmesser für eine erfolgreiche und profitable Unternehmensführung", betonte der Firmenchef. Für dieses Jahr erwartet die Geschäftsführung eine CIR von rund 70 Prozent. Der Zielwert von 65 Prozent soll 2021 erreicht sein – ein "stabiles Marktumfeld" vorausgesetzt.

Mit ihren Programmen zur Kostensenkung kommt die DWS offensichtlich gut voran. "Wir sind auf dem besten Weg, unsere mittelfristig angestrebten Einsparziele bereits am Ende dieses Jahres vorzeitig zu erreichen", sagte Wöhrmann. Kostendisziplin sei für sein Haus "weiterhin von zentraler Bedeutung".

Ambitionierte Ziele
Eine weitere wichtige Kenngröße bleibt das Nettomittelaufkommen. "Allerdings kann das volatile Marktumfeld die Mittelzuflüsse in einzelnen Jahren stark beeinflussen", so Wöhrmann. "Das berücksichtigen wir nun. Zukünftig streben wir daher mittelfristig ein Nettomittelaufkommen von durchschnittlich drei bis fünf Prozent (des verwalteten Vermögens, Anm. d. Red.) an." Das Wörtchen "durchschnittlich" hatte in den Präsentationen rund um den Börsengang noch gefehlt.

Ambitioniert bleibt die Vorgabe dennoch: Aktuell verwaltet die DWS gut 700 Milliarden Euro, sie möchte im Schnitt also 20 bis 35 Milliarden Euro pro Jahr einwerben. Im ersten Quartal dieses Jahres lag das Nettomittelaufkommen bei 2,5 Milliarden Euro, also deutlich unter dem Zielwert. Und zur Erinnerung: 2018 hatten Anleger noch stolze 22,3 Milliarden Euro aus DWS-Fonds und -Mandaten abgezogen.

"Leistungskultur wiederbeleben"
Unverändert bleibt das Ziel, 65 bis 75 Prozent des Gewinns an die Aktionäre auszuschütten. Für das Geschäftsjahr 2018 liegt die Dividende bei 1,37 Euro je Aktie, das entspricht 70 Prozent des Nachsteuergewinns. Auch an der breiten Aufstellung mit den drei Säulen, "Aktiv", "Passiv" und "Alternative Anlagen" soll sich nichts ändern. Wöhrmann betonte explizit, die "Leistungskultur" wiederbeleben zu wollen, "für die die DWS immer bekannt war".

Den Börsengang im März 2018 bezeichnet Wöhrmann rückblickend als "unglaublich wichtigen Schritt": "Wir haben uns von einem Geschäftsbereich der Deutschen Bank zu einem börsennotierten Vermögensverwalter entwickelt und emanzipiert."

"Aktienmärkte heiß gelaufen"
An einer Stelle während Wöhrmanns Rede blitzte seine vergangene Rolle als Chefanlagestratege der DWS auf. Mit Blick auf die aktuelle Marktlage sagte er, das Negativzinsumfeld im Euroraum bleibe wohl länger erhalten, als viele das bislang vermutet hatten. "Gleichzeitig sind die Aktienmärkte heiß gelaufen. Der Marktzyklus ist inzwischen in eine späte Phase eingetreten. Damit ist aus meiner Sicht die Wahrscheinlichkeit für ein Japan-Szenario in Europa deutlich angestiegen." Stefan Kreuzkamp, der aktuelle Chefanlagestratege, fing die Aussagen seines Chefs später teilweise wieder ein: Er bezeichnete das Marktumfeld als "durchaus konstruktiv". (bm)