Extra-Gebühren als Mittel gegen schwindende Zinseinnahmen? Noch bis vor Kurzem galt das in der Deutschen Bank als undenkbar. Noch im Februar hatte Privatkunden-Chef Asoka Wöhrmann Sonderentgelte oder andere Formen von "Strafzinsen" kategorisch ausgeschlossen. Wöhrmann hält Wort, denn nicht die Privat-, sondern die Firmenkunden der Deutschen Bank werden nun zur Kasse gebeten – und zwar kräftig.

Die führende Bank Deutschlands wird von ihren Geschäftskunden ab dem 1. Oktober Kontoführungsgebühren in Höhe von 8,90 Euro monatlich – also rund 107 Euro pro Jahr – verlangen, wie die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) unter Verweis auf derzeit kursierende Kundenanschreiben berichtet. Bislang war der Service oftmals kostenlos. Als Begründung nennt die Bank in diesen Schreiben das "veränderte Marktumfeld", welche Gratis-Konten nicht mehr erlaube.

Die Bank bestätigte den Schritt gegenüber der Zeitung. Sie verwies dabei laut SZ aber darauf, dass sich beim monatlichen Grundpreis nichts ändere. In der Tat galten die Nullgebühren nur für Konten, auf denen sich im Monatsschnitt mindestens 5.000 Euro befanden, so die Zeitung. Für viele selbständige Unternehmer sei das locker zu schaffen. Aus diesem Grund dürfen Tausende, vermutlich aber Zehntausende Kunden ab Herbst von der neuen "Gebührenkeule" betroffen sein.

900 Millionen Euro Strafzinsen für deutsche Banken
Laut der Zeitung ist der Schritt der Deutschen Bank aus zwei Gründen bemerkenswert: So verzichtete das Geldinstitut zuletzt im Unterschied zu vielen anderen Banken, Kontoentgelte anzuheben oder überhaupt welche zu verlangen. Daher stelle sich die Frage, ob auch Privatkunden mit höheren Gebühren rechnen müssen – allerdings verneinte ein Banksprecher dies gegenüber der SZ erneut. Zum anderen zeige der Fall, dass immer mehr Banken in Deutschland munter weiter an der Gebührenschraube drehen, auch wenn sie dadurch zunächst einmal riskieren, Kunden zu vergraueln oder ganz zu verlieren.

Aus Sicht der Banken machen diese unpopulären Schritt aber Sinn: Schließlich haben diese aufgrund der Minizinsen kaum noch Möglichkeiten, das Geld der Kunden gewinnbringend anzulegen. Stattdessen parken sie dieses bei der Europäischen Zentralbank, müssen dafür aber einen Strafzins in Höhe von 0,4 Prozent zahlen. Die Beraterfirma Barkow Consulting hat laut SZ jüngst errechnet, dass der EZB-Negativzins allein die deutsche Kreditwirtschaft in diesem Jahr schon rund 900 Millionen Euro gekostet hat. (jb)