Die 2015 in Großbritannien gegründete Banking-App Revolut startet am Mittwoch offiziell ihren Dienst in Österreich und Deutschland. "Ein erster Meilenstein wird sein, dass wir im Laufe des nächsten Jahres ingesamt 500.000 Kunden innerhalb der DACH-Region gewinnen", sagte Country Manager Claudio Wilhelmer zu FONDS professionell ONLINE.

Revolut sieht sich als "tägliche Alternative zur aktuellen Bankverbindung". Mit der App kann man vom Smartphone aus ein Girokonto eröffnen; "in weniger als drei Minuten", so das Versprechen. Das Asset, mit dem sich Revolut vom Wettbewerb abheben will, ist der umfassende Währungsservice: Man kann gut zwei Dutzend Devisen zum echten Wechselkurs halten und international gebührenfrei Geld senden sowie empfangen.

Das soll besonders Menschen ansprechen, die beruflich oder privat viel international unterwegs sind. Angeboten wird auch eine Revolut-Mastercard, mit der man zumindest bis zu einem gewissen Betrag gebührenfrei an Geldautomaten Bargeld beheben kann. In den kommenden Monaten sollen neue Anwendungen dazukommen, etwa eine Investitionsfunktion für Aktien und Anleihen, Sparkonten, die eine noch nicht näher beschriebene Verzinsung bringen sollen, den Handel von Kryptowährungen und andere Funktionen.

Kritik und Gebührenrealität
Wilhelmer kritisiert in einer Aussendung die "hohen und intransparenten Gebühren" von traditionellen Banken. Allerdings dürfte sich Revolut davon selbst "inspirieren" lassen haben. Während FONDS professionell ONLINE auf die Frage nach den Wachstumsprognosen prompt eine Antwort bekam, blieb die Frage nach den Haupteinnahmequellen von Revolut unbeantwortet.

Die Werbeversprechung lautet ja gemäß Aussendung: Revolut sei eine Alternative zu herkömmlichen Bankverbindungen, die "im Vergleich zu allen anderen Anbietern ganz ohne Kosten für Bargeldbezug oder Geldtransfer- und Auslandseinsatzgebühren weltweit" sei. Der Konsument, der vermutet, dass er irgendwo doch zur Kasse gebeten wird, muss sich auf der Homepage die Gebührensituation zu den einzelnen Leistungen zusammensuchen.

Bei Geldtransfers fallen zum Beispiel ab einem Betrag von 6.500 Euro Gebühren an. Und kostenlos ist das Abheben an Geldautomaten weltweit nur bis zu einem Betrag von 200 Euro pro Monat. Wer umgerechnet knapp acht Euro pro Monat berappt (Premium-Paket), kann immerhin bis zu 400 Euro pro Monat kostenlos am Automaten ziehen. Verfügbar sind die Informationen für Konsumenten darüber hinaus nur auf Englisch.

Konkurrenzkampf zwischen Fintechs
Den Angaben zufolge hat Revolut bereits 850.000 Kunden in 42 europäischen Ländern. Heuer sollen in Österreich mehr als 50.000 neue Nutzer dazu kommen, heißt es – das Ziel für den deutschsprachigen Raum lautet 500.000 im Laufe des kommenden Jahres. Angegriffen werden sollen aber nicht nur die herkömmlichen Banken. Es zeigt sich, dass mit höher werdender Fintech-Dichte auch branchenintern der Verdrängungskampf einsetzt: Mit dem deutsch-österreichischen Fintech N26, das bereits 2013 gegründet wurde, lieferte sich Revolut kürzlich einen kleinen Schlagabtausch über soziale Medien, in dem N26 seine Stellung als "Original" unterstrich. Die Kundenbasis ist freilich einiges kleiner als bei Revolut. N26 verkündete im August, dass es die 500.000-Kunden-Marke erreicht hat.

Im Vergleich zu den traditionellen Banken erscheint diese Zahl vorerst klein. Allerdings waren laut N26 allein in den fünf Monaten davor 200.000 neue Kunden dazugekommen – nach Eigenangaben primär auf Empfehlungen bestehender Kunden. Diese rasche Zunahme zeigt das Potenzial, das in Banking-Apps wie N26 oder Revolut steckt. (eml)