Die Fondsgesellschaft Standard Life Aberdeen will durch Übernahmen wachsen. Dies sagt der neue Vorstandschef der Gesellschaft, Stephen Bird, in einem Interview mit der Wirtschaftszeitung "Financial Times". Er wolle das Haus "fit für den Wettbewerb im 21. Jahrhundert" machen. Der Asset Manager war aus dem Zusammenschluss der Finanzkonzerne Aberdeen und Standard Life entstanden. Der Anbieter, der im Vertrieb unter dem Markennamen Aberdeen Standard Investments firmiert, ringt allerdings seit geraumer Zeit gegen den Branchentrend mit Mittelabflüssen.

Bird will diese Entwicklung stoppen – auch über Zukäufe von Mitbewerbern. Dafür stellte der Vorstandschef eigens ein Team zusammen, das nach geeigneten Übernahmezielen Ausschau hält. Bird ist Nachfolger des ehemaligen Standard-Life-Chefs Keith Skeoch und des Ex-Aberdeen-Vorsitzenden Martin Gilbert. Die beiden Schotten hatten das fusionierte Haus einige Zeit gemeinsam geführt. Zunächst war Gilbert entgegen anderslautender Ankündigungen aus der Doppelspitze ausgeschieden. Schließlich musste auch Skeoch weichen.

"Mann für den Neuanfang"
Das Duo hatte das Haus nach dem Zusammenschluss auf das Asset Management ausgerichtet und das Versicherungsgeschäft ausgegliedert. Die Fusion stieß bei Kunden wie Anteilseignern augenscheinlich nicht auf Zustimmung. Seit 2017 schmolz das verwaltete Vermögen von 660 Milliarden auf 456 Milliarden britische Pfund (518 Milliarden Euro). Die Marktkapitalisierung der börsennotierten Gesellschaft halbierte sich nahezu auf 6,8 Milliarden Pfund.

"Ich bin der Mann für einen Neuanfang", behauptet nun Bird im Interview mit der "Financial Times". "Wir haben uns höhere Wachstumsziele für die Vermögensverwaltung, die Beraterplattformen sowie strategische Partnerschaften gesetzt", ergänzt der Manager. Eingedenk der sich verschärfenden Konkurrenz durch ETF-Anbieter rechnen Branchenbeobachter mit einer anhaltenden Konsolidierung. So hatten neben Standard Life und Aberdeen etwa Janus und Henderson oder Franklin Templeton und Legg Mason Zusammenschlüsse vollzogen.

Lange währende Reue
Dass Zukäufe nicht automatisch mit einem Wachstum des Geschäfts gleichzusetzen sind, scheint auch Bird bewusst zu sein. "Ich habe viele Übernahmen eingefädelt. Wir müssen bei potenziellen Deals sehr vorsichtig sein", schränkt der Manager ein. "Deals können schnell abgeschlossen werden. Aber man kann sie danach für lange Zeit bereuen." Die bevorzugten Übernahmeziele fänden sich in den Geschäftsbereichen Private Markets, Wealth Management sowie im noch jungen Privatanlegergeschäft, so Bird. (ert)