Paukenschlag in München: Die vorläufigen Insolvenzverwalter in der Causa P&R haben die ersten Ergebnisse ihrer Untersuchungen bekannt gegeben, die für die Anleger ein Schlag ins Gesicht sind. Denn es fehlt nach Angaben der Juristen eine Million Container. Wörtlich heißt es in der Mitteilung:

"Nach den jetzt vorliegenden ersten, noch vorläufigen Ergebnissen der Auswertung der Systeme sind von den vier deutschen Container-Verwaltungsgesellschaften zum heutigen Stand rund 1,6 Millionen Container an die rund 54.000 Anleger verkauft worden. Dem steht eine Containerflotte von rund 0,6 Millionen gegenüber, wobei sämtliche Angaben noch im Einzelnen verprobt werden müssen."

Besonders bemerkenswert: Die riesige Lücke von knapp zwei Dritteln der angeblichen Containerbestände ist nicht erst in den Jahren während der Krise im Containerleasingmarkt 2015/2016 entstanden. Die Bestandsdifferenz soll sich über die vergangenen zehn Jahre hinweg aufgebaut haben. "Im Jahr 2010 betrug die Differenz zwischen den verkauften und den vorhandenen Containern bereits rund 0,6 Millionen", erklärten die vorläufigen Insolvenzverwalter Michael Jaffé und Philip Heinke.

P&R Schweiz: Kontrolle durch Wirtschaftsprüfer eingeführt
Die Juristen betonen in der Presseaussendung, dass die Hintergründe und Krisenunsachen zurzeit noch unklar seien und die entsprechenden Erhebungen noch einige Zeit in Anspruch nehmen würden. In der Zwischenzeit soll die Zusammenarbeit mit der P&R Equipment & Finance Corp. in der Schweiz, die für den An- und Verkauf sowie die Vermietung der Container zuständig ist, über die Installation eines Kontrollorgans gesichert sein.

Denn der Eigentümer der Schweizer Gesellschaft, die nicht insolvent ist, hat einen Schweizer Wirtschaftsprüfer als Verwaltungsrat bestellt, der die Geschäftsführung der Schweizer Gesellschaft kontrollieren soll. Eigentümer und Geschäftsführer ist Heinz Roth, der die gesamte P&R Gruppe beaufsichtigt. "Ziel ist es, die Ansprüche der deutschen Gesellschaften bestmöglich zu befriedigen, auch durch die Verwertung eines eigenen Vermögens der Schweizer Gesellschaft", erklärten Jaffé und Heinke.

Betrugsvorwurf: Staatsanwalt ermittelt
Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft München I bekannt gegeben, dass sie vor wenigen Tagen Ermittlungen wegen Betrugsverdachts aufgenommen hat. Die Untersuchungen richten sich gegen frühere und heutige Geschäftsführer der P&R-Gruppe. Es liefen bereits seit März Vorermittlungen zur Prüfung, ob ein hinreichender Anfangsverdacht besteht. Den hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft nun die vorläufige Insolvenzverwaltung mit der Aufdeckung der eklatanten Bestandslücke geliefert. (ae)