Von den 77 größten Vermögensverwaltern der Welt haben sich lediglich zehn Gesellschaften, allesamt Europäer, dazu verpflichtet, die Investitionen in die schädlichsten fossilen Brennstoffe in ihren Fonds einzuschränken. Das ist nur eines aus einer ganzen Reihe von Ergebnissen, die eine Analyse der nichtstaatlichen Organisation (NGO) Share Action zutage gefördert hat.

Anlässlich des Weltumwelttags der Vereinten Nationen (5.6.) hatte Share Action 100 Fragen an die größten Asset Manager verschickt. Fazit: Die großen Fondsverwalter versäumen es nach wie vor, ihren Einfluss zu nutzen, um die doppelte Krise aus dem Verlust der biologischen Vielfalt und dem Klimawandel aufzuhalten. Es mangele einfach an Ehrgeiz in Bezug auf Netto-Null-Emissionen, Abholzung und viele andere wichtige Themen im Zusammenhang mit der Veränderung des Klimas und der Zukunft biologischer Vielfalt.

Die wichtigsten Ergebnisse des Berichts im Kurzdurchlauf

  • Die Vermögensverwalter stimmen nicht mit den weltweit führenden Wissenschaftlern und der UNO überein, wenn es um Emissionen und Netto-Null-Emissionen geht.
  • Sie haben unzureichende Ziele für die Reduzierung von Emissionen.
  • Sie investieren weiterhin in Unternehmen, die ihre Öl- und Gasproduktion ausweiten.
  • Nur ein Viertel der Manager hat Verpflichtungen bezüglich der Entwaldung, und keiner hat sich verpflichtet, andere Formen der Schädigung natürlicher Lebensräume zu vermeiden, wie zum Beispiel die Trockenlegung von Feuchtgebieten zur landwirtschaftlichen Nutzung oder die Verschmutzung der Meere.
  • Die Manager bremsen den Übergang zu grüner, sauberer Energie, indem sie nicht genug in neue kohlenstoffarme Energiequellen investieren.

"Es ist alarmierend zu sehen, dass zu viele Vermögensverwalter ihre Investitionen nicht anpassen, um den Klimawandel und die Zerstörung unserer wertvollen und lebenswichtigen biologischen Vielfalt zu bekämpfen", resümiert Claudia Gray, Leiterin der Abteilung für Standards im Finanzsektor bei Share Action. Aus ihrer Sicht müssen die Vermögensverwalter ihre enorme Macht, über die sie durch die von ihnen gehaltenen Investments verfügen, viel stärker und besser dazu nutzen, um einen sinnvollen Übergang zu einer sauberen und nachhaltigen Zukunft herbeizuführen.

Viel zu oft würden die Asset Manager die Schuld für unzureichende Netto-Null-Strategien und die Zerstörung von Lebensräumen auf schlechte Daten schieben, was aber einer genauen Prüfung nicht standhalte. "Die Manager setzen Personal und Ressourcen ein, um die Daten zu sammeln, nutzen sie aber einfach nicht", so Gray. Die meisten Fondsverwalter würden zum Beispiel Klimaszenarioanalysen durchführen, aber weniger als ein Drittel gebe an, dass diese Ergebnisse als Grundlage für ihre Investmententscheidungen genutzt werden. Share Action belässt es aber nicht bei Kritik, sondern bietet der Branche eine Reihe von Empfehlungen an.

Die Empfehlungen von Share Action im Kurzdurchlauf

  • Gehen Sie Verpflichtungen bezüglich der Nutzung von Land und Meer ein, die nicht nur Wälder, sondern auch andere wichtige Ökosysteme an Land, in Flüssen und Ozeanen schützen.
  • Nehmen Sie den Klimawandel ernst, indem Sie detaillierte Netto-Null-Ziele festlegen und Investitionen in den Ausbau fossiler Brennstoffe ausschließen.
  • Investieren Sie über alle Fonds hinweg erhebliche Beträge in Unternehmen für saubere Energien, um den besten Lösungen für das Klima den Zugang zu den erforderlichen Finanzmitteln zu ermöglichen.
  • Nutzen Sie die verfügbaren Daten über Klima und biologische Vielfalt, um Investitionsentscheidungen zu treffen.

Der Report ist der vierte Teil einer Serie, der Share Action den alarmierenden Titel "Point of No Returns 2023", auf Deutsch: "Punkt ohne Wiederkehr 2023", gegeben hat. (hh)