Die Nürnberger Versicherung wird Partnerin und Lead-Investor beim insolventen Start-up Getsurance. Die Marke des in Berlin ansässigen Insurtechs, welches auf den Online-Vertrieb auch komplexer Policen wie Berufsunfähigkeitsversicherungen (BU) spezialisiert ist, bleibt erhalten. Der Einstieg erfolge im Wege eines Insolvenzplans, durch den Getsurance entschuldet und neu finanziert werde.

"Das kompetente Team, das innovative Geschäftsmodell und der hervorragende Marktauftritt aus Kundensicht haben uns überzeugt", erläutert Nürnberger-Leben-Vorstand Harald Rosenberger und fährt fort: "Getsurance wird das Nürnberger-Portfolio nachhaltig und sinnvoll erweitern." Deshalb habe sich der Versicherer entschieden, als aktiver Investor bei Getsurance einzusteigen.

Keine Absage an persönliche Beratung
Der Versicherer aus Franken, der sich als führender Anbieter von Produkten rund um den Einkommensschutz sieht, begründet den Einstieg damit, dass digitale Produkte zunehmend an Bedeutung gewinnen, da sich das Kaufverhalten von Kunden ändert. Allerdings hält die Gesellschaft auch weiter an der persönlichen Beratung fest. Der Versicherer geht davon aus, dass Kundenanfragen häufiger im Netz beginnen und beim Vermittler den Abschluss finden. 

Getsurance hatte im vergangenen Oktober Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen war 2016 von Johannes Becher, der früher für Rocket Internet arbeitete, zusammen mit seinem Bruder Viktor gegründet worden; beide werden Getsurance verlassen, das übrige Team wird übernommen. Eine 2017 gestartete digitale BU-Police hatte laut der "Süddeutschen Zeitung" aber keinen Erfolg. Die darauf gestartete Krebsversicherung sollte es richten. Das Angebot verkaufte sich offenbar gut, bis das Unternehmen Anfang 2020 in die Kritik geriet: Verbraucherschützer monierten der SZ zufolge, dass Krebs-Vorstufen nicht mitversichert sind. Schließlich fehlte Getsurance am Schluss offenbar die Unterstützung der Investoren, die keine frischen Mittel bereitstellten wollten, wie die Zeitung schreibt. (jb)