Anspruch und Wirklichkeit stimmen bekanntermaßen nicht immer überein. Das gilt wohl auch für die Jungfirma Tomorrow. Vor etwa zweieinhalb Jahren startete das Hamburger Fintech mit dem Anspruch, Digitalisierung und nachhaltige Geldanlagen zu verknüpfen. Allerdings kann die selbsterklärte Öko-Smartphonebank ihre Ankündigungen, rund ein Drittel der Kundengelder nachhaltig anzulegen, aktuell (noch) nicht erfüllen. Bislang sind nur rund 14 Prozent der Kundengelder nach ökologischen und sozialen Kriterien sowie guter Unternehmensführung investiert. Das berichtet das "Handelsblatt". 

Der Wirtschaftszeitung zufolge liegen 145 Millionen Euro an Einlagen auf Tomorrow-Girokonten, die 64.000 Kunden eingezahlt haben. Aber nur knapp 20 Millionen Euro davon seien nachprüfbar nachhaltig investiert. Eine Sprecherin des Hamburger Öko-Start-ups begründet die Verfehlung des Zieles gegenüber den Redakteuren damit, dass die Kundeneinlagen zu schnell wachsen.

Anlage in "Green Bonds"
Die rund 20 Millionen Euro stecken in Anleihen der Förderbank Nordrhein-Westfalen, der Nordic Investment Bank und der Nederlandse Waterschapsbank N.V. Über deren "Green Bonds" fließe das Kapital in den Ausbau erneuerbarer Energien und in die Schaffung von sozialem Wohnraum. Zudem hat Tomorrow einen vergleichsweise kleinen Betrag in einen Mikrokreditfonds investiert, so der Zeitungsbericht.

Der Großteil ist aber schlicht bei der Bundesbank geparkt, er werde lediglich treuhänderisch verwaltet. Dieses Geld sei damit quasi neutral angelegt, so die Sprecherin weiter. Geld bei der Bundesbank oder auch der DZ Bank zu lagern ist dem Handelsblatt zufolge nicht ungewöhnlich. So oder ähnlich würden alle etablierten "Ökobanken" verfahren. Allerdings lagern Wettbewerber dort einen viel geringeren Anteil.

Fünf Euro für den Kimaschutz
Ferner bietet das Start-up an, mittels Kontogebühren für Umweltschutzprojekte zu spenden. Neben einem Gratisangebot gibt es bei Tomorrow das "Together"-Konto für fünf Euro monatlich, das zu zweit genutzt werden kann, und das "Zero"-Konto für 15 Euro. Bei Letzterem fließen fünf Euro des Monatsbeitrags oder 60 Euro im Jahr in Klimaschutzprojekte. Da dem Handelsblatt zufolge nur acht Prozent der Tomorrow-Kunden oder rund 5.100 Personen das Konto nutzen, dürften bislang hochgerechnet maximal circa 300.000 Euro in grüne Projekte geflossen sein.

Tomorrow hat noch ein anderes "Gutes Gewissen"-Angebot im Sortiment: Mit der "Tomorrow-Karte" sollen Kunden den Regenwald retten können. Wenn man etwa im Supermarkt mit einer Debitkarte bezahlt, erhält die Bank, die die Karte ausgestellt hat, bis zu 0,2 Prozent des Betrags  – die sogenannte "Interchange Fee". Tomorrow leitet laut der Zeitung 65 Prozent dieser Einnahmen an ein Projekt von Climate Partner in Brasilien weiter. Wenn jemand also 100 Euro mit einer Tomorrow-Karte bezahlt, fließen 13 Cent davon in den Schutz des Regenwalds. Im Januar 2021 haben die Tomorrow-Kunden so Spenden in Höhe von mehr als 13.000 Euro generiert. (jb)