Der drastisch gesunkene Ölpreis macht vielen Fondsmanager Schwwierigkeiten. Auch ein Teil der maritimen Wirtschaft leidet unter der ungünstigen Preisentwicklung, weil die ursprünglichen Ertragsprognosen nicht aufgehen. Deshalb wendet sich der Initiator Nordcapital an Anleger des "Offshore Fonds 4", der wirtschaftlich in Bedrängnis geraten ist. Die beiden Offshore-Schiffe zur Versorgung der Ölplattformen brauchen dringend Geld. Fließt das nicht, muss der Fonds die Plattformversorger notverkaufen.

Weil die Charterraten so schlecht sind, hat Nordcapital sogar überlegt, die beiden Fondsschiffe MS "E.R. Georgina" und MS "E.R. Athina" vorläufig aus dem Rennen zu nehmen und aufzulegen. Davon wurde dann aber Abstand genommen. Zur Begründung heißt es im neuen Anlegerschreiben: "Die mögliche Kostenreduktion wäre kleiner als die potenziellen Umsatzerlöse, auf die dann verzichtet werden müsste, wenn die Schiffe nicht mehr am Chartermarkt teilnehmen."

Es fehlen mehrere Millionen
Zur Rettung der Schiffe haben Nordcapital, die Reederei und die finanzierende Bank ein "Liquiditätskonzept" aufgesetzt. Von den Anlegern braucht der Fonds knapp 2,4 Millionen Euro, die in Form von Gesellschafterdarlehen eingebracht werden sollen. Sie sollen mit sechs Prozent pro Jahr fix verzinst werden und bei Verkauf der Schiffe erfolgsabhängig eine Bonusverzinsung von bis zu sechs Prozent abwerfen. Nordcapital weist darauf hin, dass die Bonusverzinsung natürlich unter dem Vorbehalt steht, dass nach Verkauf der Schiffe und Tilgung der Verbindlichkeiten noch Geld für den Bonus übrig ist.

Die Initiatoren wollen sich an der Rettung mit einem Gesellschafterdarlehen von bis zu 120.000 Euro beteiligen, wenn die Anleger den geforderten Beitrag leisten. Außerdem würde die Treuhandgesellschaft 40 Prozent der Gebühren für die Jahre 2016 bis 2018 stunden. Die finanzierende Bank hat eine befristete Stundung der Kredittilgung und eine vorübergehende Reduzierung der Bankmarge von 3,2 auf zwei Prozent zugesagt.

Großer Verlust beim initialen Eigenkapital
Wenn das "Liquiditätskonzept" umgesetzt werden kann, ist laut Nordcapital der Weiterbetrieb der Schiffe möglich. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass die Anleger trotzdem drei Viertel ihres ursprünglich bei Fondszeichnung eingezahlten Eigenkapitals verlieren dürften. Das im Jahr 2009 platzierte Eigenkapital beläuft sich auf 47,6 Millionen Euro.

Die Alternative zum Rettungsplan ist der Notverkauf der Plattformversorgungsschiffe. Sie haben ursprünglich rund 60 Millionen US-Dollar gekostet, sind aber laut Nordcapital derzeit nur noch etwa 17,5 Millionen US-Dollar wert. Daher ist die folgende Ansage des Initiators keine Überraschung: "Ein Verkauf der Schiffe würde nicht die bestehenden Darlehensverbindlichkeiten der Gesellschaft decken. Eine Auszahlung auf das ursprünglich investierte und noch nicht zurückgezahlte Eigenkapital wäre nicht möglich."

Massiver Einbruch der Charterraten
Seit Auflage des Fonds haben die Anleger sporadisch Auszahlungen erhalten. Sie belaufen derzeit auf insgesamt 21,5 Prozent des Kommanditkapitals. Seit Februar 2015 haben die Gesellschafter kein Geld mehr gesehen. Zur Marktsituation führt Nordcapital an, dass die Förderung in vielen Offshore-Ölfördergebieten wegen des Rohöl-Überangebots und der niedrigen Preise nicht mehr kostendeckend sei. Investitionen in neue Explorationsaktivitäten für Offshore-Öl seien seit 2015 in allen Fahrtgebieten stark rückläufig.

Aufgrund der geringeren Nachfrage ist die Auslastung der Plattformversorger stark gesunken. Zahlreiche Schiffe wurden laut Nordcapital aufgelegt. Die Charterraten sind sowohl bei längerfristigen Beschäftigungen (Zeitcharter-Verträge) als auch bei kurzfristigen Jobs (Spotmarkt) eingebrochen. Auf dem Spotmarkt sind die aktuellen Charterraten um bis zu drei Viertel niedriger als in den Jahren 2011 bis 2014.

Fonds 3 und 5 ebenfalls in Schieflage
Die Probleme in dem Markt sind nicht neu. Nordcapital musste wie berichtet bereits aus dem "Offshore Fonds 3" ein Schiff verkaufen. Der "Offshore 5" musste bereits Ende 2015 ein "Liquiditätssicherungskonzept" aufsetzen und bei den Anlegern zur Abstimmung bringen. Im ersten Anlauf scheiterte der Plan. "Aufgrund insgesamt unzureichender Darlehenszusagen aus dem Gesellschafterkreis kann dieses Konzept jedoch leider nicht umgesetzt werden", teilte Nordcapital im Mai 2016 mit. Daher wurde der Fortführungsplan "angepasst" und erneut zur Beschlussfassung vorgelegt. Es sieht auch den Verkauf eines Schiffes vor. Der neue Vorschlag wurde schließlich angenommen. Die Anleger haben ausreichend Kredit zur Verfügung gestellt und Nordcapital erlaubt, das MS "E.R. Luisa" bis zum 30. September 2016 in Abstimmung mit dem Fondsbeirat freihändig zu verkaufen. (ae)