Pictet Asset Management hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres mehr als elf Milliarden Schweizer Franken (rund 9,5 Milliarden Euro) eingesammelt. Schon 2016 beliefen sich die Zuflüsse auf 12,4 Milliarden Franken, was den Investmentarm der Genfer Privatbank zu einem der absatzstärksten Anbieter in Europa macht.

Für den Absatzerfolg nennt Pictet-AM-Chef Laurent Ramsey im Interview mit FONDS professionell mehrere Gründe: "Wir haben ein umfassendes Produktangebot und können daher Lösungen für verschiedene Phasen eines Kapitalmarktzyklus bieten." Sein Haus sei in mehreren Produktgruppen erfolgreich gewesen. "Zum einen mit unseren Themenfonds, aber auch mit den Multi-Asset- und Long-Short-Strategien, in die wir in den vergangenen Jahren viel investiert hatten", so Ramsey bei dem Gespräch in seinem Londoner Büro, das in voller Länge Ende November in der FONDS professionell-Heftausgabe 4/2017 erscheint.

Auch die Rentenfondspalette sei erweitert worden, berichtet der Pictet-Partner. "Das zahlt sich jetzt aus, denn wir sind in vielen Bereichen gut positioniert, in denen es derzeit eine hohe Nachfrage gibt. Außerdem profitieren wir von unseren starken Beziehungen zu unseren Kunden, die wir über die Jahre gepflegt haben." Hier komme Pictet AM die geringe Fluktuation in den Investment- und Vertriebsteams zugute.

Erfolg mit Themenfonds
Im Vertrieb waren zuletzt insbesondere die Themenfonds Pictet-Robotics, Pictet-Water und Pictet-Security erfolgreich gewesen. Hatten die Genfer einfach Glück, zur richtigen Zeit die richtigen Produkte bieten zu können? "Glück spielt immer eine gewisse Rolle, aber nur Glück kann es nicht gewesen sein. Sonst hätte der Zufall in den vergangenen Jahren sehr oft auf unserer Seite stehen müssen", so Ramsey gegenüber FONDS professionell. "Offensichtlich haben wir auch einiges richtig gemacht. Von großer Bedeutung ist unser wirklich langfristiger Ansatz. Wir haben nicht das Ziel, jedes Jahr neue Produkte zu lancieren. Wir folgen keiner Mode. Entscheidend ist vielmehr, dass wir von den langfristigen Investmentchancen überzeugt sind."

Sowohl der Pictet-Robotics als auch der Pictet-Water stecken im Soft-Close, nehmen also nur noch in gewissem Umfang neues Geld an. Ramsey erwartet dennoch nicht, dass die Zuflüsse seines Hauses in den kommenden Monaten deshalb niedriger ausfallen werden. "Wir haben wie erwähnt auch andere Strategien, die gut im Markt positioniert sind. Die meisten Investoren sind beispielsweise bei europäischen und asiatischen Aktien unterinvestiert. Da schlummert viel Potenzial." Er erinnert daran, dass der Pictet-Water die Zuflüsse früher schon mal zeitweise begrenzt hatte, was sein Haus mit Blick auf den Absatz insgesamt nicht gebremst hat.

Andere Strategien stehen weniger im Fokus der Medien
"Die maximale Kapazität einer Strategie ist etwas, worauf wir schon immer geachtet haben", betont Ramsey. "Schließlich wollen wir den Kunden das liefern können, was wir ihnen versprochen haben. Einen Fonds aus Kapazitätsgründen zu schließen ist uns viel wichtiger, als kurzfristig mehr Geld einzusammeln. Denn wenn Sie keine Performance mehr erwirtschaften können, verlieren Sie ihre Kunden."

Ramsey sieht nicht die Gefahr, dass Pictet Asset Management nur auf die Themenfonds reduziert wird. "Die Zuflüsse in verschiedenen Bereichen zeigen, dass unsere Vertriebspartner durchaus auch unsere anderen Produkte kennen", betont er. "Die Themenfonds bieten einen gewissen Glamour. Es ist eben spannender, über den Megatrend Robotik zu sprechen als über den Aktienmarkt allgemein. Wir haben unter anderem sehr gute Fonds mit europäischen Aktien, aber die stehen nie so im Fokus der Medien." Ramsey nennt ein weiteres Beispiel: Pictet AM verwalte inzwischen rund acht Milliarden US-Dollar in Long-Short-Fonds. "Wenn Sie so wollen, zählen wir zu den großen Managern für Liquid Alternatives in Europa."

Vom Praktikant zum Teilhaber
Pictet AM verwaltet in Summe rund 185 Milliarden Franken (162 Milliarden Euro). Weltweit ist der Asset Manager in mehr als 20 Ländern aktiv. Gemessen an der Herkunft der Gelder liegen der deutsche und der österreichische Markt zusammengenommen auf Rang vier. "Das zeigt, wie wichtig diese Märkte für uns sind", so Ramsey.

Ramsey, Jahrgang 1970, stieg schon nach seinem Studium an der Business School HEC in Lausanne 1993 bei der Genfer Privatbank Pictet ein – als Praktikant. Nach Stationen in Hongkong und Singapur kam er zur Jahrtausendwende zurück nach Europa, wo er Führungspositionen bei Pictet Funds übernahm. 2010 wurde er Vertriebschef von Pictet Asset Management, 2016 schließlich Teilhaber der Bank und CEO der Sparte. (bm)


Das ausführliche, fünfseitige Interview mit Laurent Ramsey erscheint in FONDS professionell 4/2017. Dort spricht der Pictet-AM-Chef auch über die Berufung neuer Partner bei der Genfer Privatbank, die wichtigsten Vertriebskanäle des Fondsanbieters, Mifid II, den Druck auf die Margen im Asset Management, den Trend zu Übernahmen in der Branche und die Frage, warum sein Haus trotz des Bekenntnisses zum aktiven Management auch Indexfonds anbietet. Das Magazin wird den Abonnenten in diesen Tagen zugestellt.