Von 2007 bis 2014 musste Pioneer Investments in Deutschland Jahr für Jahr Mittelabflüsse aus Publikumsfonds hinnehmen, zeigt ein Blick in die Statistik des Branchenverbands BVI. 2015 schien die Trendwende geschafft zu sein. Doch im vergangenen Jahr stand unter dem Strich erneut ein Minus. Evi Vogl, seit Januar 2011 Deutschlandchefin des Anbieters, bezieht gegenüber FONDS professionell ONLINE Stellung.


Frau Vogl, den BVI-Zahlen zufolge haben Anleger aus Deutschland im vergangenen Jahr fast 260 Millionen Euro aus Publikumsfonds Ihres Hauses abgezogen. 2015 war an dieser Stelle noch ein Zufluss von 1,1 Milliarden Euro gestanden. Was waren die Gründe für diese Trendumkehr?

Evi Vogl: Nach dem Rekordjahr 2015 hatten wir als Branche aufgrund der Marktschwäche zu Jahresbeginn 2016 einen schwachen Start. Die Januar-Ereignisse haben im Nachgang dazu geführt, dass es doch deutliche Verunsicherung auf Seiten der Investoren gab, die sich das ganze Jahr über gehalten hat. Bei Pioneer Investments haben wir 2016 insbesondere in unserem relativ starken Fixed-Income-Bereich starke Abflüsse gesehen. Getrieben war dies von zwei Gründen: der Markteinschätzung rund um das Thema Zinswende sowie der relativ schwachen Performance unserer Produkte gegenüber den Mitbewerbern. Andererseits verzeichneten wir gute Mittelzuflüsse in unseren Multi-Asset-Produkten, insbesondere in unserem Pioneer Investments Multi Manager Best Select. Insgesamt haben wir im vergangenen Jahr 455 Millionen Euro an Zuflüssen in diesem Segment gesehen.

Wie hat sich das Geschäft in den drei wesentlichen Vertriebskanälen entwickelt, also der Third-Party-Vertrieb, der Absatz über die Hypovereinsbank und das institutionelle Geschäft?

Vogl: Trotz des etwas holprigen Starts ins Jahr verlief 2016 für uns über alle Vertriebskanäle hinweg zufriedenstellend. In Deutschland hatten wir in den ersten drei Quartalen einen Nettomittelzufluss von 330 Millionen Euro. Unternehmensweit verzeichneten wir im gleichen Zeitraum Zuflüsse von rund drei Milliarden Euro. Damit waren wir gut unterwegs. Im letzten Quartal trafen uns dann die schon erwähnten sehr hohen Abflüsse in unseren europäischen Fixed-Income-Produkten. Dieser Einzeleffekt hat unser in der Breite gutes Ergebnis stark beeinflusst. Da es hierfür eindeutige Gründe gab, sind wir dennoch zufrieden damit, wie wir das Jahr gemeistert haben. Jetzt schauen wir nach vorne und fokussieren uns auf die Themen, die für unsere Kunden relevant sind und die wir mit unserer Palette an Multi-Asset- und Multi-Strategy-Produkten gut bedienen können.

Ist das Jahr 2017 denn besser angelaufen als das letzte?

Vogl: Ja. Wir erinnern uns noch alle gut an den turbulenten Start 2016. 2017 ist da deutlich ruhiger gestartet. Für uns zeigt sich in den ersten Wochen bereits, dass wir mit unserer Mannschaft und unseren Produkten aktuell gut positioniert sind. So haben wir zum Beispiel Ende Januar mit dem Pioneer Fund Solutions – Diversified Income Best Select ein Produkt auf den Markt gebracht, das den Bedürfnissen der Anleger nach regelmäßigem Einkommen entspricht und sehr gut nachgefragt wird. Stand Ende Februar haben wir in diesem Produkt bereits knapp 200 Millionen Euro eingesammelt.

Sorgt die geplante Übernahme durch Amundi für eine gewisse Zurückhaltung seitens der Investoren und der Vertriebspartner?

Vogl: Zu der geplanten Übernahme kann ich mich im Detail nicht äußern. Wichtig ist, dass wir es in den vergangenen Jahren geschafft haben, mit unseren Kunden über einen offenen und konstruktiven Dialog Beziehungen aufzubauen, die sich auch jetzt als tragend erweisen. Der Schwerpunkt der Gespräche liegt immer darauf, die bestmögliche Lösung für die spezifischen Fragestellungen zu finden. Das wissen unsere Kunden und Vertriebspartner sehr zu schätzen.

Welche Fonds kommen im Retail-Markt derzeit gut an?

Vogl: Im Grunde wollen die Anleger eine Lösung für das Niedrigzinsdilemma und Stabilität in Zeiten erhöhter Volatilität. Es verwundert daher nicht, dass sich der Pioneer Investments Discount Balanced großer Beliebtheit erfreut. Es handelt sich um einen konservativen Mischfonds, der über Discountstrukturen die Partizipation am Aktienmarkt steuert und vor allem auf die Kontrolle der Volatilität ausgerichtet ist. Ebenfalls großen Anklang findet unser Multi-Asset-Dachfonds Pioneer Investments Multi Manager Best Select.

An welchen neuen Produktlösungen arbeiten Sie derzeit?

Vogl: Mit dem bereits erwähnten Pioneer Fund Solutions – Diversified Income Best Select haben wir unsere Income-Palette erweitert. Außerdem haben wir angesichts des aktuellen Reflationsszenarios den Pioneer Funds – Global Inflation-Linked Short-Term aufgelegt, einen Rentenfonds mit Inflationsschutz.

Vielen Dank für das Interview. (bm)


Wie sich das Deutschlandgeschäft der großen Fondsanbieter im vergangenen Jahr entwickelt hat, lesen Sie in der kommenden Heftausgabe 1/2017 von FONDS professionell, die Ende März erscheint.