Der Fondsanbieter Pioneer streitet vor Gericht mit zwei Portfoliomanagern um deren fristlosen Rauswurf. Dabei ringen beide Parteien unter anderem um die Auszahlung von Boni. Die Asset-Management-Tochter der italienischen Großbank Unicredit hatte zwei Anleihe-Manager ihres Dubliner Ablegers mit sofortiger Wirkung abgesetzt. Die beiden hatten offenbar geplant, ein eigenes Fondshaus aufzubauen und über fünf Jahre fünf Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen einzusammeln (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Pioneer bestätigte mittlerweile entsprechende Medienberichte. Bei den Top-Managern des Hauses handelt es sich um den Anleihenchef für Europa, Tanguy Le Saout, sowie den Chef-Portfolio-Konstrukteur Ali Chabaane. Als Ersatz für Le Saout und Chabaane setzte Pioneer Cosimo Marasciulo, bisher Leiter europäische Staatsanleihen, sowie den globalen Investmentchef Declan Murray ein.  

Laptops einkassiert
Bei einem Gerichtstermin am Freitag vergangener Woche in der irischen Hauptstadt stritten sich beide Parteien um die ausstehende Vergütung. Das Fondshaus verweigert die Zahlung der Boni an Le Saout in Höhe von sechs und an Chabaane in Höhe von zwei Millionen Euro, berichtet die Tageszeitung "Irish Times". Die Richterin verfügte, dass Pioneer Arbeitsgeräte wie Laptops und Smartphones der ehemaligen Mitarbeiter einkassieren darf, um die darauf abgelegten Dokumente zu sichten.

Zudem müssen die beiden Manager jegliche Vorteile, die ihnen aus der Arbeit bei Pioneer erwuchsen und die ihnen bei der Firmengründung geholfen hätten, zurückerstatten. Denkbar wäre, dass die Bond-Experten ihre Kontakte nutzten, um Kunden von Pioneer weg in ihre neue Boutique zu lotsen. Dies wäre natürlich ein empfindlicher Schlag für den Asset Manager. Die Unicredit-Tochter betonte in einer Mitteilung, es sei in dem Fall zu keinen Regelverletzungen oder Schäden gekommen, welche das Vermögen der Kunden betreffen.

Top-Manager wandern ab
Die Querelen fallen mitten in den Verkauf von Pioneer. Die Mutter Unicredit gibt das Haus für rund 3,5 Milliarden Euro an den französischen Konkurrenten Amundi ab. Beobachter rechnen mit einem drastischen Stellenabbau bei Pioneer, da sich viele Aufgaben in den beiden Häuser überschneiden.

Die italienische Großbank muss ihre Kapitaldecke aufpolstern und sondiert daher schon seit geraumer Zeit den Verkauf von Pioneer. Eine Fusion mit dem Asset-Management-Arm der spanischen Bank Santander war im Sommer gescheitert. Die ungewisse Zukunft führte bereits zu einigen prominenten Abgängen bei Pioneer. So wechselte Compliance-Chef Neil Donnelly zu M&G, und Schwellenländer-Anleihemanager Alejandro Arevalo ging zu Jupiter. (ert)