Der Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hat massive Probleme bei der IT-Umstellung der Postbank-Kunden eingeräumt. "An der Lage gibt es nichts zu beschönigen", sagte Sewing der Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" zufolge. "Das ist eine Situation, für die wir uns nur entschuldigen können." Er gestand zudem Defizite bei der Planung des Projekts ein.

Die Deutsche Bank hatte die Postbank seit 2009 schrittweise übernommen und zuletzt die Daten der Kunden auf die hauseigene IT-Plattform überführt. Dabei kam es jedoch zu erheblichen Schwierigkeiten. Kunden konnten zeitweise nicht auf ihre Konten zugreifen. Zudem war der Kundenservice kaum erreichbar. Unter den Postbank-Kontoinhabern ist der Unmut offenbar so groß, dass eine regelrechte Klagewelle auf das Institut zurollt. Zudem tadelte die Finanzaufsicht Bafin das Vorgehen.

"Entscheidung noch einmal so treffen"
"Wir hätten unsere eigenen Mitarbeiter und insbesondere unsere Kunden viel besser darüber informieren müssen, was sich durch die neue IT ändert", räumt Sewing nun ein. "Letztlich haben wir unterschätzt, welches Volumen von Kundenanfragen auf uns zukommt." Das habe zu Rückstaus geführt, die jetzt abgearbeitet würden. Mittlerweile gebe es Fortschritte, doch die Abarbeitung sämtlicher Rückstände werde sich bis in das vierte Quartal hinziehen.

Zugleich verteidigte der Deutsche-Bank-Chef das Projekt. "Die Migration der gesamten IT der Postbank auf die Deutsche Bank ist wahrscheinlich die größte Transformation, die es im europäischen Bankensystem bislang gegeben hat", so Sewing gegenüber dem "Handelsblatt". "Rein technisch ist die Migration ordentlich verlaufen", behauptet Sewing. "Ich würde die Entscheidung, alle Kundendaten auf eine Plattform zusammenzuführen, noch einmal so treffen."

"Natürlich anders vorbereiten"
Es sei eine wichtige Zukunftsentscheidung für die Bank gewesen, ein IT-System für das gesamte Privatkundengeschäft zu haben. "Aber wir würden uns mit dem Wissen von heute natürlich anders vorbereiten", räumt Sewing ein. "Wir würden viel detaillierter analysieren, zu welchen Problemen es kommen kann." Es werde eine "faire Aufarbeitung" des Falls geben. "Wenn es klare rechtliche Versäumnisse auf unserer Seite gibt, haben wir die Verpflichtung, uns das genau anzuschauen", kündigte der Institutschef an. (ert)