Postbank-Kunden scheinen sehr treu zu sein – und obendrein Verständnis dafür zu haben, wenn ihre Hausbank angesichts der zinsbedingten Ertragsklemme an der Gebührenschraube dreht. 

Das Bonner Geldhaus hatte im vergangenen November umfassende Kontoführungsgebühren eingeführt. Gratis wie zuvor ist das Postbank-Girokonto seither nur noch für Kunden mit einem monatlichen Geldeingang von mindestens 3.000 Euro. Ansonsten fallen monatlich 3,90 Euro als Gebühr an – was dazu führt, dass viele der 5,2 Millionen Privatkunden der Deutsche-Bank-Tochter erstmals überhaupt etwas für ihr Girokonto bezahlen müssen.

"Es gab weniger Kündigungen als erwartet"
Von einer Abwanderungswelle will Postbank-Produktvorstand Susanne Klöß-Braekler nichts wissen – im Gegenteil. "Es gab weniger Kündigungen als erwartet", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung" (SZ). Damit bestätigt die Bank, was sie bereits bei der Präsentation ihrer Quartalsergebnisse Mitte November festgestellt hatte. Obendrein hätte ein Großteil der Kunden, welche die Bank verloren habe, ihr Konto nicht aktiv genutzt. Darunter seien auch Schnäppchenjäger gewesen, die nur wegen hoher Wechselprämien zur Bank gekommen seien, zitiert die SZ die Postbank-Topmanagerin..

Insgesamt hätten laut Klöß-Braekler nur 230.000 oder 4,5 Prozent der Kunden gekündigt. Im Gegenzug habe man zeitgleich 130.000 und damit mehr neue Kunden anziehen können als zu normalen Zeiten – ganz ohne forciertes Marketing. "Die neuen Gebühren werden uns 2017 auf jeden Fall ein Ertragsplus bringen, das ist klar. Man wird das im Provisionsüberschuss sehen", kündigt Klöß-Braekler dem SZ-Bericht zufolge an.

Manche Wettbewerber beobachten jedoch etwas anderes. "Zu uns kamen zuletzt sehr viele Kunden der Postbank“, hatte Roland Boekhout, Vorstandschef der Direktbank ING-Diba, Anfang Februar bei der Präsentation seiner Geschäftszahlen berichtet. Die Zahl der Girokonto-Kunden bei der ING-Diba habe sich demnach 2016 um 370.000 oder umgerechnet ein Viertel auf 1,7 Millionen erhöht. Sein Haus profitiere davon, dass sich "andere Banken weniger beliebt bei Kunden gemacht" hätten, so Boekhout damals gegenüber der "Welt". (ps)