Die am Wochenanfang bekannt gewordenen Pläne der Deutschen Bank, rund die Hälfte aller Filialen ihrer Marke Postbank zu schließen, sorgt für tiefe Verunsicherung in der Belegschaft. Bisher hat die Bank auch nicht mitgeteilt, wie viele Arbeitsplätze wegfallen werden. So sind die Folgen für die Beschäftigten des Instituts offen, was Gewerkschaftsvertreter und Betriebsräte auf den Plan ruft, wie das "Handelsblatt" berichtet. Sie fordern einen Schutz für Arbeitnehmer und warnen vor einer übertriebenen Ausdünnung des Filialnetzes.

Das angedachte Tempo sei viel zu hoch, so ein Kurswechsel müsse sich schrittweise entwickeln, kritisiert Susanne Bleidt, Betriebsratsvorsitzende des Postbank-Filialvertriebs, gegenüber der Zeitung: "Statt den Umbau vernünftig zu gestalten, geht man hier gerade mit der Abrissbirne ran." Jan Duscheck, Bundesfachgruppenleiter Bankgewerbe der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, fordert daher, dass man den Beschäftigen die Unsicherheit nehmen müsse. Dazu gehöre es, den Kündigungsschutz, der im Januar 2024 ausläuft, entsprechend zu verlängern, so Duschek.

Gewerkschaften wollen Verlängerung des Kündigungsschutzes
Ähnlich äußerte sich der Deutsche Bankangestellten-Verband. "Wir als Gewerkschaft DBV werden in den bevorstehenden Tarifverhandlungen nun für eine Verlängerung des tariflichen Kündigungsschutzes kämpfen und die Betriebsräte bei ihren Bemühungen um sozialverträgliche Lösungen unterstützen. Die Deutsche Bank ist nicht nur ihren Aktionären verpflichtet, sondern auch ihren Beschäftigten", sagte der Bundesvorsitzende des DBV, Stephan Szukalski, der Zeitung.

Die Arbeitnehmervertreter greifen auch die Strategie der Bank an – wenngleich sie einräumen, dass immer mehr Kunden Bankgeschäfte online machen und das Ziel der Deutschen Bank, durch stärkere Digitalisierung im Privatkundengeschäft profitabler zu werden, wohl in die richtige Richtung geht. Man könne sich aber auch zu stark aus der Fläche zurückziehen, warnt Szukalski. Die Postbank sei bisher durch ihre breite Präsenz in Deutschland – auch in ländlichen Regionen – stark in der Bevölkerung verankert. Der übermäßig ambitionierte Schritt gefährde dies nun in starkem Ausmaß, so der DBV-Chef.

Zu wenig Personal
Auch Betriebsratschefin Bleidt ist skeptisch. Für sie ist die von dem Institut genannte fehlende Profitabilität vieler Filialen kein Argument für die geplanten Schließungen. Die Kombination aus Post- und Bank-Dienstleistungen habe sich lange bewährt, sagte sie dem "Handelsblatt". Dieses Geschäftsmodell sei erst durch viele Störfaktoren aus dem Takt geraten. An vorderster Stelle nennt sie den Personalmangel: "In vielen Filialen wird gar nicht das notwendige Personal eingesetzt, das nötig wäre, um das Beratungsgeschäft sinnvoll auszuführen", sagt sie. Es gebe faire Kalkulationsmodelle, wie viel Personal nötig wäre. Diese errechneten Werte würden jedoch häufig unterschritten, schreibt die Wirtschaftszeitung. (jb)