Ein halbes Jahr nach der Insolvenzanmeldung der P&R-Gesellschaften und einen Monat vor den Gläubigerversammlungen herrscht hinter den Kulissen reges Treiben. Es geht um die besten Plätze in den Insolvenzverfahren an der Seite der beiden Insolvenzverwalter Michael Jaffé und Philip Hainke. Dem Vernehmen nach interessieren sich Dutzende Anwälte für eine Mitgliedschaft in den Gläubigerausschüssen der insolventen Gesellschaften. Weniger Bewerber gibt es für die operativen Prozesse bei P&R.

Partner für die vorübergehende Fortführung
Es geht einerseits um das Assetmanagement und andererseits um die Anlegerverwaltung. Aus verständlichen Gründen dürften viele Anleger den P&R-Systemen nicht mehr vertrauen. Schließlich befinden sich die deutschen Gesellschaften in der Insolvenz, und außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen mehrere Verantwortliche. Der P&R-Gründer Heinz R. wurde kürzlich sogar in Untersuchungshaft genommen.

Für die Übernahme dieser Aufgaben hat sich Buss Capital wie berichtet selbst ins Spiel gebracht. Gegenüber FONDS professionell ONLINE bekräftigt Buss-Geschäftsführer Dirk Baldeweg noch einmal seine Absichten: "Der Umstand, dass P&R bereits ab dem Jahr 2007 einen Fehlbestand an Containern hatte, stellt dem Assetmanagement von P&R leider kein gutes Zeugnis aus, selbst wenn man die Betrugsvorwürfe außer Acht lässt, die von der Staatsanwaltschaft untersucht werden." Die Containerflotte besteht wie berichtet nur aus rund 600.000 Boxen, obwohl die Anleger für etwa 1,6 Millionen Container Direktinvestment-Verträge abgeschlossen haben.

Aktive Betreuung der Flotte
Buss sieht Handlungsdruck beim Assetmanagement. Es gehe nämlich nicht bloß um die Frage, ob die Container vermietet sind oder nicht. "Beim Containerleasing kommt es darauf an, zu welchen Konditionen die Container vermietet sind, das betrifft beispielsweise die Leasingraten und Rückgabebedingungen. Außerdem müssen fortlaufend Entscheidungen über Verlängerungen von Mietverträgen und Zweitmarktverkäufe getroffen werden", erklärt Baldeweg.

Sofern die Container nicht unmittelbar verkauft werden, müssen nicht nur die Assets, sondern auch die etwa 54.000 P&R-Anleger betreut werden. Im Moment machen das P&R und die Insolvenzverwalter, wobei die Investorenbetreuung nicht zu den Kerntätigkeiten einer Insolvenzverwaltung zählt. Folgerichtig könnte diese Funktion an einen erfahrenen Profi ausgelagert werden. Buss Capital stünde laute Baldeweg zur Verfügung. Und auch die CH2 AG signalisiert im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE Interesse. Die Tochtergesellschaft des Logistik-Bestandsverwalters Aves One platziert seit 2008 Direktinvestments mit Containern und Wechselkoffern.

Interessenten bringen sich ins Gespräch
"Wir haben für die Direktinvestments mehr als 510 Millionen Euro vermittelt und betreuen derzeit rund 9.000 Anleger. Damit zählen wir zu den erfahrensten Marktteilnehmern im Direktinvestment-Segment", berichtet CH2-Vorstand Antje Montag. Zum Vergleich: Buss legt seit 2012 Direktinvestments auf und hat dafür bislang etwa 200 Millionen Euro bei Anlegern platziert.

Denkbar ist eine Teilung der Aufgaben: Buss übernimmt das Assetmanagement und CH2 die Investorenverwaltung. "In so einer Konstellation gäbe es wie bei einem voll regulierten Alternativen Investmentfonds eine Trennung der Aufgaben und Funktionen. Auf diese Weise könnte man das Vertrauen der betroffenen Anleger wieder gewinnen", meint Montag.

Zurzeit ist keine Änderung geplant
Die Insolvenzverwalter sehen unterdessen keinen Handlungsbedarf. "Das Management der vorhandenen Container, das professionell und im Interesse der Gläubiger durchaus kostengünstig aufgestellt ist und – für die vorhandenen Container – gute Ergebnisse erzielt hat, war sicherlich nicht das Problem der P&R-Gruppe", lassen Jaffé und Hainke auf Anfrage wissen. Die Insolvenzverwaltung müsse nun die Schäden der Anleger minimieren und verhindern, dass "Dritte die Gelegenheit nutzen, um ihre eigenen Interessen auf Kosten der Anleger durchzusetzen". (ae)