Die LAIC Vermögensverwaltung, eine Tochterfirma des börsennotierten Asset Managers Laiqon, hat einen KI-gesteuerten Algorithmus entwickelt, der kundenindividuelle Wertpapierportfolios konstruiert. Zum Einsatz kommt dieser "LAIC Advisor" unter anderem bei der fondsgebundenen Vermögensverwaltung des Hauses. Damit taugt die Software als Praxisbeispiel dafür, was eine KI in diesem Bereich bereits zu leisten imstande ist.

FONDS professionell ONLINE und Laiqon haben sich deshalb zu einer (nicht bezahlten oder anderweitig honorierten) Zusammenarbeit entschlossen: Der LAIC Advisor steuert ein Depot für einen fiktiven Kunden mit langjährigem Anlagehorizont und mittlerer Risikoneigung. Diese Strategie, "Dynamic 60" genannt, kommt auch in echten Depots zum Einsatz. Die ausgewählten Fonds und deren Gewichtung können sich aber von Fall zu Fall unterscheiden, da die KI die einzelnen Depots täglich für jeden Kunden individuell optimiert. Die Redaktion dokumentiert monatlich, was im Beispielportfolio passiert – unabhängig davon, ob die jüngste Performance überzeugen konnte oder nicht. Unsere Leser können so anhand eines realistischen Beispiels nachvollziehen, wie eine KI in der Praxis die Aktienquote steuert, welchen Fonds sie auf Sicht der nächsten Wochen eine gute Performance zutraut und wie hoch sie diese aktuell gewichten würde. Details finden Sie in der Bilderstrecke oben.

KI versieht Prognosen mit Wahrscheinlichkeiten
Grundlage der KI ist ein umfangreiches Datenuniversum, das Laiqon über die vergangenen Jahre aufgebaut hat. Analysiert werden täglich rund 125 Millionen Datenpunkte. Eigenen Angaben zufolge gibt das Unternehmen jährlich 600.000 Euro allein für Daten aus – die Kosten für die in der Branche üblichen Bloomberg-Terminals sind darin noch nicht enthalten. Die Kennzahlen zu Unternehmen, Aktien, Fonds und makroökonomischen Entwicklungen reichen teils über 30 Jahre zurück.

"Unsere KI nutzt sogenannte Bayesianische Neuronale Netze, um diese Daten selbstlernend zu analysieren", erläutert Laiqon-Vorstandschef Achim Plate. "Im Ergebnis wird aus historischen Daten gelernt, um damit die künftige Entwicklung zu prognostizieren, verbunden mit einer Wahrscheinlichkeitsaussage. Sprich: Die KI sagt uns, wie überzeugt sie ist, dass die Vorhersage tatsächlich eintrifft." Dabei zeige sich, dass die beste Performance tatsächlich dann erreicht werde, wenn der Vermögensverwalter die Empfehlungen mit der höchsten Konfidenz umsetzt.

Welche Faktoren treiben die Fondsperformance?
Um die Wertentwicklung eines Fonds zu prognostizieren, bedient sich die KI eines kleinen Umweges: Sie addiert nicht die erwartete Performance der enthaltenen Wertpapiere, die bei aktiv gemanagten Fonds ja nur zeitverzögert offengelegt werden, sondern überprüft, welche Faktoren den Fondskurs treiben, etwa mit Blick auf den Investmentstil (Growth, Momentum, …), die Anlageregion oder die Branche. Fonds, denen die KI auf Sicht von 30 Tagen mit hoher Überzeugung eine gute Wertentwicklung zuschreibt, werden höher gewichtet.

Der Algorithmus würde aber nie nur auf diese besten "Wetten" vertrauen. Fester Bestandteil des LAIC Advisor ist eine Portfoliooptimierung, in welche die Aussagen der Endkunden zu Anlagezielen und -horizont, zu ihrem Risikoprofil und ihren Nachhaltigkeitspräferenzen einfließen. Daher können sich auch Fonds im Depot finden, die bei der KI gerade nicht sonderlich hoch im Kurs stehen, aber das Portfolio abrunden. Optimiert wird nicht die erwartete Performance, sondern das Sharpe Ratio. Diese Kennzahl setzt die Outperformance zum risikofreien Zins ins Verhältnis zur Volatilität.

Das Depot wird im Schnitt einmal im Jahr gedreht
Der LAIC Advisor berechnet täglich ein optimales Fondsportfolio. Eine Transaktion findet aber nur statt, wenn sie sich lohnen würde. "Im Algorithmus ist ein Handelskosten-Modell integriert", erläutert LAIC-Geschäftsführer Christian Sievers. Ein Blick in die Vergangenheit zeige, dass der LAIC Advisor das Depot im Schnitt einmal im Jahr umschichtet, der "Turnover" liegt bei 110 Prozent. Doch diese Quote schwankt: 2023 betrug sie nur rund 60 Prozent, im sehr volatilen Jahr 2022 dagegen etwa 200 Prozent.

Bei der fondsgebundenen Vermögensverwaltung von LAIC ist es in der Praxis übrigens nicht die KI, die tatsächlich die Anlageentscheidungen trifft – sie gibt nur Empfehlungen. Auf den Knopf drückt immer noch ein Mensch aus Fleisch und Blut, schon aus regulatorischen Gründen. "Bei uns schaut immer noch mal ein Portfoliomanager auf die Empfehlungen der KI und prüft, ob die Nebenbedingungen eingehalten werden, bevor er die Order aufgibt", sagt Sievers. "Da arbeiten wir gewissermaßen nach dem Vier-Augen-Prinzip." Zwei davon sind menschlich, zwei künstlich. (bm)