Die Finanzbranche kann bislang nicht zweifelsfrei sicherstellen, dass in als nachhaltig vermarkteten Kundenportfolios einzelne Investments doch von den Standards abweichen. Dies sagt Patrick Odier, Chef der Schweizer Privatbank Lombard Odier, im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". "Bei alternativen Anlageklassen kann es zum Beispiel noch Schwierigkeiten geben, in einem Index oder Korb kann es womöglich noch eine Firma geben, die noch nicht dazu gehören sollte", sagt Odier.

"Wir versuchen alles zu tun, damit dies nicht passiert", betont Odier. "Aber man kann nie vollständig ausschließen, dass in einer Position von unseren 352 Milliarden Euro an Vermögenswerten keine einzige Ausnahme zu finden ist." Hier müsse die gesamte Finanzbranche noch die Werkzeuge fortlaufend erweitern, um das zu vermeiden. Bei der Deutschen-Bank-Tochter DWS waren unlängst Vorwürfe laut geworden, die Fondsgesellschaft habe ihren Fortschritt bei ESG-Anlagen besser dargestellt, als er de facto ist. Der Asset Manager bestreitet die Vorwürfe vehement.

Greenwashing vermeiden
Die Schweizer Privatbank selbst sieht sich auch nach Bekanntwerden des Falls in einer guten Position. "Wir hatten einen Dialog mit unseren Behörden, der gezeigt hat, dass Lombard Odier sich in diesem Bereich gegenüber der Konkurrenz schon sehr weit entwickelt hat", so der Institutschef. "Wenn es in der Industrie ein Risiko gibt, müssen wir uns aber immer fragen, ob wir uns noch verbessern können. Transparenz ist ein Ziel, das wir alle verfolgen müssen."

Insbesondere im Bereich der nachhaltigen Anleihen, auch Green Bonds genannt, sieht Odier eingehenden Prüfungsbedarf. "Das sind noch relativ neue Instrumente, die es erst seit 2008 gibt", erläutert der Bankier. Die jüngste Entwicklung in diesem Bereich verlaufe explosionsartig. "Viele Firmen haben verstanden, dass es einfacher ist, Kapital zu bekommen, wenn es sich um ein grünes Projekt handelt." Deswegen würden viele Firmen erste Schritte Richtung Nachhaltigkeit machen.

"Wenn sich zum Beispiel eine Ölfirma mit grünen Bonds im Bereich Sonnenenergie entwickeln möchte, ist es sehr wichtig, dass alle diese neuen Vehikel genau geprüft und von unabhängiger Stelle überwacht werden, um Greenwashing zu vermeiden", betont Odier im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". (ert)