Die anstehende Rezession wird die Nachfrage nach Bankkrediten einbrechen lassen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Prognose der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Auch der Anteil der notleidenden Kredite werde in die Höhe schnellen. Ihr Anteil soll sich von derzeit 1,2 Prozent auf 2,3 Prozent verdoppeln, so die Analysten. Als Grund geben die Experten den Wirtschaftsabschwung an, der in Deutschland stärker ausfallen werde als in anderen europäischen Ländern.

So rechnet die Europäische Zentralbank für 2023 mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland um 1,1 Prozent. Für die Eurozone insgesamt wird nur ein leichtes Minus von 0,1 Prozent erwartet. Das habe gravierende Auswirkungen auf die Nachfrage nach Krediten, merken die EY-Spezialisten an. Dies betrifft besonders die Unternehmenskredite. Der Vorhersage nach soll nach einem Rekordwachstum in Höhe von 7,3 Prozent im laufenden Jahr die Kreditvergabe an Unternehmen 2023 um fast drei Prozent zurückgehen.

Nachfrage erlahmt
Die Firmen hatten sich häufig noch Kreditlinien zu günstigen Konditionen gesichert. Doch die Nachfrage wird erlahmen. "Deutschland ist von dieser Krise besonders betroffen, denn es muss strukturelle Probleme lösen – gerade im Produktionssektor, der bis vor kurzem auf günstige Energieimporte aus Russland angewiesen war", sagt Robert Melnyk, Leiter des Bereiches Banken und Kapitalmärkte bei EY Financial Services.

Auch bei Immobilienkrediten steht eine Wende an. Legt im laufenden Jahr das Geschäft noch um 6,2 Prozent zu, rechnen die EY-Experten 2023 mit einem Rückgang des Bestands in Höhe von 0,1 Prozent. Für die gesamte Eurozone stehe hingegen noch ein Wachstum von 0,5 Prozent an. "Die stark gestiegenen Zinsen bremsen die Nachfrage nach Immobilienkrediten", sagt Melnyk. Zudem würden Immobilien angesichts der rasanten Preissteigerungen in vielen Regionen überbewertet erscheinen. "Darauf reagieren die Banken – sie sind zu Recht vorsichtiger bei der Kreditvergabe."

Dicke Puffer
Zudem müssen ab Februar 2023 Banken höhere Kapitalpuffer bereitstellen. Generell steigen diese von null auf 0,75 Prozent, bei Wohnimmobilien werden es sogar zwei Prozent sein. Auch die Zahl der Unternehmensinsolvenzen wird angesichts der drohenden Rezession steigen. Dies sei aber noch keine Bedrohung für die Banken. "Die deutsche Kreditwirtschaft wird einen Anstieg notleidender Kredite problemlos verkraften können, die Eigenkapitalpuffer sind mehr als ausreichend", meint Thomas Griess, Managing Partner Financial Services Deutschland bei EY. "Und im historischen Vergleich ist der Anteil notleidender Kredite immer noch sehr niedrig und stellt keine Gefahr für den Bankensektor dar." (ert)