Die zentrale Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, Union Investment, hat im abgelaufenen Jahr 23,2 Milliarden Euro an frischem Geld bei Anlegern eingesammelt. Das sind zwar gut elf Prozent weniger als in der Rekordsaison 2015, aber immer noch mehr als in den Vorjahren. "2016 war kein einfaches, aber für Union Investment erneut ein sehr erfolgreiches Jahr", so Vorstandschef Hans Joachim Reinke auf der Bilanzpressekonferenz des Hauses in Frankfurt.  Das von den Genossen verwaltete Vermögen kletterte derweil auf einen Rekordwert von 292 Milliarden Euro.

Der Großteil des Nettomittelabsatzes entfiel mit 16,1 Milliarden auf das institutionelle Geschäft. Dazu trugen 74 neu gewonnene Kunden bei, von denen 71 nicht aus dem genossenschaftlichen Sektor stammten. Der Rest der Zuflüsse mit 7,1 Milliarden entfiel auf Privatkunden. Zum Vergleich: Der deutsche Branchenverband BVI meldete 2016 für seine Mitgliedsunternehmen Mittelzuflüsse in Höhe von 6,5 Milliarden Euro in Publikumsfonds.

Gewinn sackt ab
Hoch im Kurs bei den Privatkunden standen Multi-Asset-Produkte, offene Immobilienfonds und das Thema Fondssparen. Im Bereich Multi Asset waren mit Nettomittelzuflüssen von 3,1 Milliarden Euro vor allem die Privatfonds gefragt. Zum Jahresende verwalteten die sechs Dickschiffe fast 17 Milliarden Euro.

Zudem stehe einer der wegen zu großen Kundenandrangs dicht gemachten offenen Immobilienfonds kurz davor, seine Tore für Neugeld wieder zu öffnen, deutete Investmentchef Jens Wilhelm an. "Wir unternehmen etwas gegen die Liquidität", so Wilhelm. 

Einen deutlichen Dämpfer kassierte das Haus dagegen beim Betriebsergebnis. Der Gewinn sank um fast 16 Prozent auf 468 Millionen Euro. Reinke nannte gestiegene Investitionen in das Immobiliengeschäft, die Sparplan-Initiative des Hauses sowie Investitionen in die Digitalisierung als Ursache. Zudem hätten die höheren Aufwendungen für die Regulierung belastend zu Buche geschlagen. "Allein für die Umsetzung von Mifid II werden wir jedes Jahr rund 7,5 Millionen Euro aufwenden müssen", sagte Reinke.

Gleichstand in Österreich, Absatzerfolge in China
Zufrieden zeigte sich der Union-Chef mit dem Geschäft in Österreich. Vor mehr als anderthalb Jahren hatten die Frankfurter die Wiener Volksbank Invest übernommen. Ende Januar hatte Union aber die Wiener Wertpapierfonds-Palette eingedampft (FONDS professionell ONLINE berichtete).  "Wir waren von zwei falschen Annahmen ausgegangen", räumte Reinke ein. "Einmal, dass die österreichischen institutionellen Anleger nur heimische Fonds wollen. Zum zweiten, dass Privatanleger nur langsam ihr Geld aus der Wiener Palette abziehen. Beides war falsch."

Sowohl Profi- wie auch Retail-Investoren hätten ihr Vermögen rasch in die von Frankfurt aus verwalteten Fonds umgeschichtet. Einem Nettoneugeschäft aus Österreich in Höhe von 400 Millionen Euro stünden daher Abflüsse in entsprechender Höhe aus der Wiener Palette gegenüber.

Auch das Joint-Venture in Hongkong mit der Bank of East Asia, die BEA Union Investment, verlaufe erfreulich. Der gemeinsame Fondsanbieter habe 2016 800 Millionen Euro bei Anlegern eingesammelt und das verwaltete Vermögen auf mehr als sieben Milliarden Euro gesteigert. "Das Geschäft gewinnt richtig an Traktion", berichtete Alexander Schindler, Vorstand institutionelle Kunden. "Mehr und mehr kommen wir auch in das chinesische Festland hinein." BEA Union Investment wurde 2007 gegründet und zählt zu den auserwählten ausländischen Asset Managern, die ihre Produkte auch in der Volksrepublik China vertreiben dürfen (FONDS professionell ONLINE berichtete).

"Viele Anleger fahren noch auf Sicht"
Schließlich appellierte Reinke an die gesamte Fondsbranche, näher an die Kunden heranzurücken. Die Anbieter müssten den Anlegern Brücken für den schrittweisen Einstieg in eine ausgewogene Vermögensstruktur bauen.

So sei zwar die Zahl der Fondssparpläne über das Jahr um 306.000 auf knapp 1,5 Millionen gewachsen. "Immer mehr Menschen erkennen offenbar den Wert einer ausgewogenen Geldanlage. Jeder fünfte Sparvertrag wurde mit einem Fondsneukunden abgeschlossen", so Reinke. "Dennoch fahren viele Anleger nach wie vor auf Sicht und lassen ihr Geld einfach auf dem Girokonto liegen. Wir müssen die Evolution des Sparens weiter vorantreiben." Daher forderte Reinke die Branche auf, als Treuhänder von rund 50 Millionen Sparern in Deutschland mit einer unüberhörbaren Stimme für die Interessen ihrer Kunden einzutreten. (ert)