Bafin-Präsident Felix Hufeld hat sich dagegen ausgesprochen, den umstrittenen Verkauf von Lebensversicherungsbeständen an Abwickler – im Fachjargon Run-off-Plattformen genannt – zu unterbinden. Damit widerspricht Hufeld Forderungen aus der Politik und vonseiten diverser Verbraucherschützer, die sich für ein Einschreiten der Bafin stark machen, weil Kunden diesen Schritt aus Angst um ihre Verträge kategorisch ablehnen. Allerdings nennt der Chef der Aufsicht klare Bedingungen, unter denen die Bestände übertragen werden. 

"Für ein Verbot gibt es aus meiner Sicht keinen Grund", sagte Hufeld in einem Interview mit dem "Manager Magazin". "Ein Verkauf ist kein Verrat am Kunden, sondern eine legitime unternehmerische Entscheidung", betonte er im Gespräch. Es gehe laut Hufeld darum, wie und wo die Interessen der Kunden am besten gewahrt blieben.

Wenn ein neuer Investor Policenbestände übernehme, könnte das für die Versicherten sogar vorteilhaft sein. Besonders dann, wenn der bisherige Versicherer schwach dastehe. "Schlechter dürfen die betroffenen Kunden nicht gestellt werden, sonst würden wir die Übertragung nicht genehmigen", stellt der oberste deutsche Finanzaufseher fest.

Klare Regeln für die Plattformen
Hufeld sieht es den Berichten zufolge daher als Teil der aufsichtlichen Anforderungen, dass jeder, der Bestände übernehmen wolle, zunächst ein Lebensversicherungsunternehmen nach deutschem Recht gründen müsste. Dazu gehöre auch die Ausstattung mit der gesetzlich vorgeschriebenen Menge an Kapital, die Genehmigung der Geschäftspläne, die Besetzung der Führungsgremien mit kompetenten Vorstände und die Beaufsichtigung des Geschäftsbetriebs durch die Bafin. Der einzige Unterschied bestehe in der Eigentümerstruktur.

Damit bleibt Hufeld auf der Linie seiner Behörde. Diese hat Run-offs nie kategorisch ausgeschlossen, sondern immer betont, dass sich die externen Abwickler an die gesetzlichen Vorgaben für den Kundenschutz halten müssen. In der Februar-Ausgabe ihres Journals haben die Fachleute der Bafin ihre Haltung zu Run-offs klar beschrieben – eingeschlossen der Vorteile, die sie in der Übertragung an einen externen Abwickler sehen.

Anbieter in der Zins-Zwickmühle
Die Diskussion um die Übertragungen entzündete sich an den Plänen verschiedener Versicherer, ihre alten, hochverzinsten Lebenspolicen an Dritte abzugeben. Wegen der Minizinsen haben die Versicherer immer drängendere Schwierigkeiten, die Erträge zu erwirtschaften, die sie ihren Kunden in besseren Jahren versprochen hatten.

Mit Anleihen bonitätsstarker Schuldner funktioniert das nicht mehr, also investieren sie, soweit erlaubt, in riskantere Anlagen. Für solche Investments schreibt die EU-Richtlinie Solvency II allerdings hohe Eigenmittel vor. Außerdem sind die Versicherer verpflichtet, für ihre langjährigen Garantien deutlich mehr Kapital zurückzulegen als früher. Daher ist es eine Option, die Bestände aus den Büchern zu streichen.

Generali grübelt noch – Ergo zog zurück
Im vergangenen Jahr hatten sich die Ergo und die Generali aus der Deckung gewagt. Der Versicherer mit italienischer Mutter prüft immer noch den Verkauf an eine Run-off-Plattform. Allerdings sei auch nicht ausgeschlossen, die Bestände intern abzuwickeln. In diversen Medien wird auch berichtet, dass die Generali eine dritte Option erwägt: Den Verkauf der Bestände an eine externe Gesellschaft, wobei die Generali einen Minderheitsanteil am Abwickler bekommen könnte. Auf diese Weise könne man den Prozess der Abwicklung begleiten.

Mitbewerber Ergo hat dagegen kürzlich seine Entscheidung bezüglich seiner in Abwicklung befindlichen Lebenspolicen getroffen: Die Tochter der Munich Re wird diese intern abwickeln und hat dafür eine Kooperation mit IBM Deutschland getroffen. Mittelfristig möchte sich der Versicherer damit selbst als Abwicklungsplattform positionieren. (jb)