Er war schon vor einiger Zeit angekündigt worden, jetzt ist er live: Die Deutsche Asset Management (Deutsche AM) hat am Montag ihren Robo-Advisor gestartet. Allerdings bietet die Fondstochter der Deutschen Bank die neue Plattform zur voll digitalisierten Vermögensverwaltung Privatkunden nicht direkt an. Stattdessen geht sie über Vertriebspartner wie Banken und Versicherungen in den Markt.

Der erste Kooperationspartner ist das Assekuranz-Unternehmen Basler Versicherungen, das zur Schweizer Baloise-Gruppe gehört. "Wir können uns gut vorstellen, dass bis zum Jahresende drei bis fünf weitere Partner hinzukommen", sagte Thorsten Michalik, Vertriebschef der Deutschen AM für Europa, den Nahen Osten, Afrika und Asien, bei der Präsentation des Projektes in Frankfurt.

Tool auch für Berater geplant
Unter www.monviso.de können Privatkunden der Basler Versicherungen von nun an je nach Risikoappetit online zwischen zwölf Fondsportfolios in vier Risikoklassen wählen. Dabei müssen sie am Bildschirm lediglich einige Daten zu ihrer Person eingeben wie Alter, Geschlecht, Risikoneigung, Renditeziel, verfügbares Einkommen und bestehende Verbindlichkeiten. Der Prozess entspricht allen Regulierungsvorschriften und soll unter dem Regime der Finanzmarktrichtlinie Mifid II auch Vermittlern das Leben erleichtern. "In einem zweiten Schritt werden wir noch 2017 ein Tool für Berater anbieten", sagte Jürg Schiltknecht, Vorstandsvorsitzender der Basler Versicherungen.

Hinter der Plattform Monviso, die in Farben und Layout dem Auftritt der Basler Versicherungen entspricht, steckt der Robo-Advisor, den die Deutsche Asset Management unter dem Namen "White Label Investment Software Engine", kurz "WISE", programmiert hat. "Ich spreche aber nicht so gern von einem Robo-Advisor", erklärte Michalik. Der Grund: Der Vertriebsprozess läuft zwar vollständig digital, ohne Medienbrüche und damit komplett papierlos ab. Selbst der Ausweis des Kunden wird fotografiert und gescannt, die Unterschrift erfolgt als E-Signatur auf dem Tablet. Im Unterschied zu den Plattformen zahlreicher Wettbewerber steuert aber kein Algorithmus die Zusammensetzung der Portfolios.

Portfoliosteuerung bleibt "menschlich"
Die Vermögenverwaltung bleibt bei WISE in menschlicher Hand. Die Portfoliosteuerung basiert auf dem "CIO-View" von Stefan Kreuzkamp, dem Chief Investment Officer der Deutschen AM. Verändert sich die Markteinschätzung, wird in 19 Standardportfolios für sieben Risikoklassen automatisch umgeschichtet. Michalik nennt die neue Plattform daher gern "Human Robo-Advisor". "Der Kunde sieht aber nicht nur, dass sich etwas verändert hat, er erhält auch Informationen dazu, warum umgeschichtet wurde", erläuterte er.

Der Human Robo greift auf die Technologie "Investment-Konto-Service" (IKS) zurück. Auf der Plattform der Deutschen AM sind rund 3.000 Einzelfonds registriert, auch Produkte der Konkurrenz. Diese können über den neuen Robo gewählt werden. "Wir gehen aber schon davon aus, dass mehr als 50 Prozent der Fonds in den Portfolios aus unserem Hause kommen werden", sagte Michalik. Aber: WISE ist so flexibel, dass Anleger sogar die Markteinschätzungen anderer Banken für die Vermögenssteuerung nutzen könnten. In diesem Fall würde die Deutsche AM entsprechende Portfolios entwickeln.

Digitale Vermögensverwaltung ab 400 Euro Einmalbetrag
"Wir unterscheiden uns von anderen Robos auch dadurch, dass wir eine digitale Vermögensverwaltung schon ab einem Einmalbetrag von 400 Euro, bei Sparplänen ab einer Einzahlung von 50 Euro ermöglichen", sagte Michalik. Die jährliche Gebühr beläuft sich auf 0,89 Prozent des verwalteten Vermögens. Wie viel von der Vermögensverwaltungsgebühr bei der Basler Versicherungen landet, gibt die Deutsche AM nicht an. "Die Aufteilung ist in dem Vermögensverwaltungsvertrag mit dem Endkunden geregelt", sagt Kai Bald, Head of Digtal. Die genaue Regelung mit dem jeweiligen Vertriebspartner werde nicht veröffentlicht.

Die Digitalisierung werde die Asset-Management-Branche nachhaltig verändern, erklärte Michalik. "Unsere Robo-Technologie ist ein erster wichtiger Schritt, aktiv an diesem Prozess teilzunehmen." Der Ansatz solle weiterentwickelt werden. Geplant sei etwa der Einsatz von Spracherkennung, virtueller Realität und Big Data. (am)