Der aktivistische Investor RBR Capital will den Vorstand des Schweizer Fondsanbieters GAM umkrempeln und dem Haus einen harten Sparkurs verordnen. Der Hedgefonds erhält bei seiner Attacke nun Unterstützung: Der einflussreiche US-Stimmrechtsvertreter Institutional Shareholder Services (ISS) stellt sich hinter wesentliche Forderungen von RBR. Dies geht aus einem Positionspapier von ISS hervor, dass dem Schweizer Blog "Finews" sowie der britischen Wirtschaftszeitung "Financial Times" (FT) vorliegt.

ISS berät weltweit Investoren zu Abstimmungen auf Hauptversammlungen. Mehr als 1.700 globale Großanleger stützen ihre Entscheidungen auf die ISS-Empfehlungen, darunter auch Norwegens Ölfonds, der größte Pensionsfonds der Welt. Bei GAM entfallen rund 20 Prozent der Stimmen auf Eigner, die von ISS beraten werden. Damit stehen die Zeichen bei der Aktionärsversammlung von GAM am  27. April auf Sturm.

"Ein Wechsel ist berechtigt"
Denn der Hedgefonds RBR und sein Gründer Rudolf Bohli wollen nicht weniger als die Absetzung des GAM-Vorstandschefs Alexander Friedman (FONDS professionell ONLINE berichtete). Zudem will der Hedgefonds massiv Stellen streichen und so mehr als 100 Millionen Schweizer Franken (93,6 Millionen Euro) bei GAM einsparen. Der größte börsennotierte Fondsanbieter der Schweiz verwaltet ein Vermögen von rund 120 Milliarden Franken. Anleger entzogen dem Züricher Haus zuletzt jedoch viel Geld, der Ertrag sackte ab und der Aktienkurs brach um fast 30 Prozent ein. RBR hält 4,4 Prozent der GAM-Aktien.

Hedgefonds-Manager Bohli wirft der GAM-Spitze schlechtes Management vor. Daher will er sich selbst sowie die Private-Equity-Veteranin Kasia Robinski in den GAM-Verwaltungsrat wählen lassen. Robinski soll zudem in das Vergütungskomitee des Hauses einziehen. Der Stimmrechtsberater ISS stützt die Personalpläne. "Ein Wechsel im Verwaltungsrat ist berechtigt", zitiert die "FT" aus dem ISS-Dossier. "Erhebliche Mittelabflüsse und eine schwache Investment-Performance wecken Zweifel an der Fähigkeit des Managements, eine Wende einzuleiten.

Zweifel an der Vergütungspraxis
Der Stimmrechtsvertreter drängt auch auf die Abwahl von Diego du Monceau aus dem Verwaltungsrat und als Mitglied des Vergütungsausschusses "wegen substanzielle Bedenken gegenüber der Vergütungspraxis". GAM-Vorstandschef Friedmann hatte trotz der schlechten Entwicklung 2016 ein Gehaltsplus von 20 Prozent bewilligt bekommen. Bei den Personalfragen lehnt ISS lediglich eine Berufung von Robinski als Chefin des Verwaltungsrats ab. Zudem gehen den Amerikanern auch die Umbaupläne von RBR-Mann Bohli zu weit. "Wir unterstützen nicht den Restrukturierungsplan der Kritiker", heißt es in dem Papier.

Die GAM-Spitze selbst sieht die Lage naturgemäß anders, lehnt die Wahl Robinskis und Bohlis ab und schlägt du Monceau zur Wiederwahl vor. "Jeder der drei RBR-Kandidaten ist untrennbar mit dem radikalen Plan verbunden, unrealistische Kostensenkungen zu erreichen, ohne Wachstumsperspektiven aufzuzeigen. Angesichts der Tatsache, dass weder ISS noch andere unabhängige Berater den Plan von RBR unterstützen, fordern wir weiterhin die Aktionäre auf, gegen die Kandidaten der RBR zu stimmen", sagte eine GAM-Sprecherin gleichlautend zu "Finews" und "FT". GAM hebt zudem die bisherigen Leistungen von Friedmann hervor und verweist darauf, dass eine Wende zum Besseren Zeit brauche. (ert)