Mit dem von der Schweizer Regierung orchestrierten Zusammenschluss von Credit Suisse und UBS entsteht ein neues Schwergewicht in der weltweiten Fondsbranche. Dies zeigen Daten des Analysehauses Refinitiv Lipper. Demnach werden die Asset-Management-Sparten der beiden eidgenössischen Geldhäuser zusammen 811 Milliarden US-Dollar in Publikumsfonds und börsengehandelten Indexfonds (ETFs) verwalten. Institutionelle Portfolios und Mandate fließen in diese Zählung nicht ein.

Die UBS rangierte unter den weltweiten Fondshäusern bislang auf Platz 15. Das vereinte Haus rückt zusammengerechnet auf den neunten Rang vor. In Europa erobern die Schweizer sogar mit 597 Milliarden Euro den zweiten Platz unter den Publikumsfonds- und ETF-Anbietern. Sie setzen sich damit hinter den Branchenprimus Blackrock und verdrängen den französischen Riesen Amundi mit 526 Milliarden Euro Fondsvermögen, so Refinitiv Lipper.

Neue Konkurrenz bei ETFs
Auch im europäischen ETF-Geschäft schafft der Zusammenschluss eine spannende Konstellation, merkt Detlef Glow an, der bei Refinitiv Lipper das Research in der EMEA-Region leitet. Denn mit 89 Milliarden Euro an ETF-Volumen ziehen die Schweizer an Vanguard vorbei auf den vierten Platz in Europa. Dies könnte den Konkurrenzkampf anheizen, denn der Abstand zu Xtrackers auf Rang drei mit rund 131 Milliarden und Amundi auf Rang zwei mit 174 Milliarden Euro ETF-Volumen wäre aus Sicht der UBS geschrumpft. Unangefochtener Platzhirsch in Europa bleibt iShares von Blackrock mit 606 Milliarden Euro.

Alle Zahlen stehen jedoch unter dem Vorbehalt, dass die Schweizer ihr bisheriges Gewicht beibehalten. So erscheint es im Zuge des Zusammenschlusses durchaus denkbar, dass die Großbank überlappende Teile des Sortiments zurückstutzt und Fonds fusioniert oder liquidiert. In der Folge könnten weitere Kunden ihr Geld abziehen. Details über die Zukunft der Fondssparten der beiden Großbanken sind bislang noch unklar. Die UBS hielt nach der Ankündigung der Übernahme eine Analystenkonferenz ab. Darin betonte die Bankführung die Absicht, dass das vereinte Institut im Wealth sowie im Asset Management wachsen wolle.

Herber Vertrauensschwund
Die Credit Suisse hatte in den vergangenen Monaten bereits unter massiven Mittelabzügen gelitten. Im Schlussquartal 2022 flossen rund 111 Milliarden Schweizer Franken ab. Der Großteil entfiel auf das Wealth Management. Das Nettomittelaufkommen der Asset-Management-Sparte bezifferte die Credit Suisse auf minus zwölf Milliarden Franken – allein im vierten Quartal. Angesichts der Bankpleiten in den USA wuchsen auch die Zweifel an der Solidität der Credit Suisse. In der Folge fädelte die Regierung in Bern den Zusammenschluss der beiden Riesen ein. (ert)