Die Sparkasse Zwickau hat ihren Vorstandschef vorerst abberufen. Der Verwaltungsrat habe entschieden, den Vorstandsvorsitzenden zu beurlauben, teilte das öffentlich-rechtliche Institut mit. Grund sind demnach hohe Verluste bei Eigenanlagen. "Die Sparkasse Zwickau hatte im Geschäftsbericht 2020 einen Verlust von 47 Millionen Euro ausgewiesen", heißt es in der Mitteilung. "Wesentlicher Grund hierfür war, dass das Eigenanlagengeschäft mit Aktien und Wertpapieren zu stark forciert wurde."

Auch im Jahre 2022 drohen wieder Verluste. "Der Zinsanstieg hat zu hohen Bewertungsverlusten in den Wertpapierportfolios geführt", sagte Vorstandsmitglied Andreas Fohrmann der Wirtschaftszeitung "Handelsblatt". Wie hoch das Minus ausfällt, sei noch nicht klar. Im Jahr 2021 glich das Institut den Verlust mit der Auflösung von Vorsorgereserven aus. Das Haus brachte per Ende 2021 eine Bilanzsumme von drei Milliarden Euro auf die Waage. Fohrmann übernimmt mit Rudolf Fischer die Leitung des gebeutelten Instituts.

Ersehnte Zinswende als Ärgernis
Der Zinsanstieg zeigt damit seine Schattenseiten. Aufseher wie Branchenakteure hatten bereits davor gewarnt, dass die rasante Wende bei den Leitsätzen manche Banken in Bedrängnis bringen könnte, da dies zu Bewertungsverlusten führen kann. Die Finanzaufsicht Bafin startete eine Umfrage zu den Risiken. Eigentlich hatte das Gros der Geldhäuser über die lange Niedrigzinsphase geklagt und höhere Zinsen herbeigesehnt, da damit positive Ertragseffekte einhergehen.

Bei der Sparkasse Zwickau kommen nun noch Fehlgriffe bei Aktien hinzu. Das Institut hatte sich ungewöhnlich stark auf Eigenanlagen gestützt. "Sie machen mehr als 60 Prozent an der Bilanzsumme aus, was im Sparkassenvergleich sehr hoch ist“, sagte Vorstandsmitglied Fohrmann dem "Handelsblatt". Das Haus vergibt vergleichsweise wenig Kredite, wie einige ostdeutsche Sparkassen, und muss deshalb einen Großteil der Einlagen anderweitig investieren. (ert)