In Zeiten von Onlinebanking und Niedrigzinsen haben es Sparkassen nicht gerade leicht. Selbst in Großstädten schließen reihum Filialen, noch schwieriger ist die Lage außerhalb der Metropolen. Die größte Sparkasse Ostdeutschlands – die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS) – ist dennoch fest entschlossen, in der Fläche präsent zu bleiben: Kein Kunde soll mehr als 20 Kilometer bis zur nächsten Filiale fahren müssen, so das Ziel. "Wirtschaftlich ist das ein Spagat", räumt der Vorstandsvorsitzende Andreas Schulz im Interview mit dem "Tagesspiegel" ein. "Es bedeutet, dass wir die eine oder andere Zweigstelle aufrechterhalten, die sich rein betriebswirtschaftlich eigentlich kaum rechnet."

Viele Kunden wickelten ihre Bankgeschäfte inzwischen online ab, dazu komme die demografische Entwicklung, erklärt Schulz die generelle Problematik. Zudem wird Banken ein "Verwahrentgelt" in Höhe von 0,4 Prozen in Rechnung gestellt, wenn sie überschüssige Liquidität bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Da die Industrie in Ostdeutschland schwach ist, kann die MBS – ebenso wie andere im Osten beheimatete Institute – weniger Kredite vergeben, als sie an Spareinlagen einsammelt. Das übrige Geld, das sie bei der EZB verwahren muss, kostete die MBS im vergangenen Jahr 3,7 Millionen Euro an "Strafzinsen". Das solle aber nicht heißen, dass man mit dem übrigen Geld nichts anzufangen wisse. "Wir investieren es zum Beispiel in Schuldverschreibungen von Großunternehmen oder Bundesländern und leihen ihnen auf diese Weise Geld."

Sparkassen auf dem Land müssen kämpfen
Einzelne Großanleger zahlen ebenfalls bereits ein Verwahrentgelt für ihre Einlagen bei der MBS – Privatkunden betreffe dies aber nicht, verspricht Schulz im "Tagesspiegel"-Gespräch. Die aktuell niedrigen Zinsen machen der Sparkasse zu schaffen, sorgen laut Schulz aber noch nicht für Panik: "Wenn die Zinsen nicht weiter ins Minus kippen, können wir damit umgehen." 

Zur Vision von Sparkassenpräsident Hartmut Schleweis, eine "Superlandesbank" zu schmieden, hat Schulz eine klare Meinung: "Das unterstütze ich sehr. Der Vorteil ist, dass dann nicht mehr mehrere Institute das Gleiche machen." Die Sparkassen bräuchten einen starken Partner, der sie beim Kapitalmarktgeschäft oder bei der Betreuung von Großkunden unterstützt. "Wenn zum Beispiel einer unserer Firmenkunden in die USA expandieren will, dann brauchen wir eine Landesbank, die in New York vertreten ist und die das für uns übernehmen kann. Dafür reicht uns aber eine Landesbank – wir brauchen keine fünf, die jeweils eigene Dependancen in New York haben." (fp)