Die Sparkassen dürften 2023 wieder mit Zuschreibungen bei ihren Wertpapier-Eigenanlagen rechnen, nachdem diese zuletzt für Abschreibungen in Milliardenhöhe gesorgt hatten. Das sagte Walter Strohmaier, Bundesobmann der Sparkassen und Vizepräsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), im Interview mit der Nachrichtenagentur "Bloomberg“. 

"Ich gehe davon aus, dass die Sparkassen in diesem Jahr in der Summe Zuschreibungen bei ihren Wertpapier-Eigenanlagen sehen werden", erklärte Strohmaier, der gleichzeitig auch Chef der Sparkasse Niederbayern-Mitte ist. In seinem Institut würden sich diese nach dem ersten Halbjahr auf etwa 2,5 Millionen Euro belaufen, verglichen mit Abschreibungen von rund zehn Millionen Euro 2022. Der Wert könne sich im Jahresverlauf noch ändern.

7,9 Milliarden Euro abgeschrieben
Deutschlandweit hatten die Sparkassen vergangenes Jahr rund 7,9 Milliarden Euro an Abschreibungen auf Wertpapier-Eigenanlagen vorgenommen. Diese bestehen zu einem Großteil aus festverzinslichen Papieren, die wegen der schnellen Zinswende stark an Wert verloren hatten. Fitch Ratings hatte noch im April gewarnt, dass sich die Belastungen aus Wertpapierabschreibungen über Quartale fortsetzen könnten.

Die Genossenschaftsbanken, die 2022 ähnliche hohe Abschreibungen wie die Sparkassen hatten, wollten sich zuletzt noch nicht in die Karten schauen lassen. Zwar rechnen sie mit ersten Wertaufholungen in diesem Jahr. Ob das auch zu Zuschreibungen führen werde, ließen sie aber offen.

Kein Problem mit fallenden Immobilienpreisen
Dass sich wegen fallender Immobilienpreise bald ein anderer Problembereich bei den Eigenanlagen auftun könnte, glaubt DSGV-Vizepräsident Strohmaier nicht. "Die Sparkassen sind meist nur in ihrem Marktgebiet aktiv. Dort kennen sie die Risiken und haben grundsolide Bewertungen angelegt", erklärte er. Viele Institute hatten in den Zeiten niedriger Zinsen verstärkt in Immobilien investiert.

Auch bei der Nachfrage nach privaten Immobilienkrediten sieht Strohmaier eine Bodenbildung, nachdem sie im ersten Halbjahr mit den steigenden Zinsen teils um die Hälfte eingebrochen sei. "Hier haben wir jetzt ein Niveau erreicht, bei dem ich nicht mehr von weiteren Rückgängen ausgehe", sagte er.

Wieder Zinsen auf Einlagen
Natürlich zahlten die Sparkassen inzwischen wieder Zinsen, auch wenn es bei dem einen oder anderen Institut ein wenig gedauert habe, erklärte Strohmaier. Als Grund für den Zeitverzug nannte er zum einen die lange Zinsbindung von vergebenen Krediten. "Und zugegebenermaßen haben wir es vielleicht auch ein bisschen verlernt, wieder um die Einlagen der Kunden zu wetteifern. Einige der jüngeren Mitarbeiter wussten bis vor Kurzem gar nicht, dass es überhaupt Zinsen auf Einlagen gibt", so der DSGV-Vize.

Beschäftigt seien die Sparkassen zudem mit neuen Arbeitswelten nach der Pandemie. Strohmaier erwartet, dass Homeoffice auf Dauer bleibt. "Auch die Sparkassen müssen solche Angebote im Kampf um junge Mitarbeiter machen. Viele wollen einen Mix aus Büro und Homeoffice", berichtete er. Das heiße aber auch, dass die Institute anderswo "alte Zöpfe abschneiden“ müssten. Dazu gehörten auch Filialschließungen. (am/Bloomberg)