Die Zahlen lesen sich beeindruckend: 2021 erreichte die Kreissparkasse (KSK) Köln im Wertpapiergeschäft einen Nettoabsatz von 896 Millionen Euro, das entspricht einem Zuwachs von fast einem Drittel zum schon sehr guten Vorjahr. Davon entfallen 729 Millionen Euro auf Investmentfonds, was beinahe eine Verdopplung zu 2020 bedeutet. Der Wertpapierbestand der KSK-Kunden lag zum Jahresende bei 25,2 Milliarden Euro, ein Plus von mehr als 28 Prozent auf Sicht von zwölf Monaten. Allein im vergangenen Jahr wurden 47.000 neue Fondssparverträge abgeschlossen – selbst für Deutschlands zweitgrößte Sparkasse ist das eine beachtliche Zahl. Doch mit Blick auf Russlands Angriffskrieg, der auch die Börsen durcheinanderwirbelt, fragt sich, ob die Anleger ihren Investments auch in schwierigeren Zeiten treu bleiben. FONDS professionell traf KSK-Kundenvorstand Christian Bonnen in der Kölner Zentrale des Instituts zum Interview.


Herr Bonnen, die Kreissparkasse Köln blickt auf ein Jahr mit hohen Zuflüssen in Fonds zurück. Doch jetzt gibt es eine neue Situation: den Krieg in der Ukraine, verbunden mit heftigen Ausschlägen an den Finanzmärkten. Wie reagieren die Kunden darauf? Wollen viele ihr gerade investiertes Geld schon wieder abziehen?

Christian Bonnen: Es ist derzeit kaum ein Beratungsgespräch vorstellbar, in dem nicht auch der Krieg in der Ukraine ein Thema wäre. Dabei geht es vordergründig nicht einmal um die Marktauswirkungen, sondern vor allem um die allseits spürbare menschliche Betroffenheit. Mit Blick auf ihre Geldanlage reagieren die meisten Kundinnen und Kunden besonnen und halten ihr Vermögen in den mit den Vermögensberatern besprochenen Strukturen. Damit folgen sie dem Rat unserer Research-Einschätzung, wonach der hohen Volatilität mit Geduld und langem Atem begegnet werden sollte. So zeigt die Historie der Kapitalmärkte, dass bei geopolitischen Krisen auf einen kurzzeitigen Absturz in aller Regel eine länger anhaltende Phase der Erholung folgte. Entsprechend verfolgen die meisten Kundinnen und Kunden auch weiterhin den regelmäßigen Einstieg über Sparpläne.

Auf Ihre Berater wartet eine neue Herausforderung: Ab August werden sie verpflichtet sein, die "Nachhaltigkeitspräferenzen" ihrer Kunden zu erheben und Produkte zu empfehlen, die diesen Anforderungen genügen. Wissen Sie schon, wie das genau umgesetzt werden soll?

Bonnen: Die konkreten Prozesse sind derzeit noch in der Ausgestaltung. Zugute kommt uns, dass wir – wenn auch nicht so formalisiert wie künftig gefordert – schon seit Jahren zu nachhaltigen Geldanlagen beraten. Wir haben vor neun Jahren begonnen, gezielt nach nachhaltigen Fonds zu suchen, und diese immer stärker in die Beratung eingebracht. Nachhaltigkeit ist ein wachsendes Thema in der Vermögensanlage und das Angebot an ESG-Produkten steigt stetig. Jedoch konnten uns bislang nur etwa die Hälfte der von uns geprüften Fonds soweit überzeugen, dass wir diese auch in der Kundenberatung anbieten.
 
Ihre Berater fragen die Kunden schon heute, ob sie nachhaltig investieren möchten. Wie viele bejahen diese Frage?

Bonnen: Gut 25 Prozent. Das heißt im Umkehrschluss, dass das Thema bei vielen noch nicht angekommen ist. Die Kunden, die nachhaltig investieren möchten, legen dann aber auch großen Wert darauf, dass die Anlage ihre Haltung auch tatsächlich widerspiegelt. Wichtig ist ihnen in aller Regel der Umweltaspekt, also das E aus ESG. Das S, die soziale Kriterien, wird zunehmend wichtig. Die gute Unternehmensführung, sprich das G, spielt in der Privatkundenberatung bislang noch eine untergeordnete Rolle.

Die KSK bietet ein eigenes Private Banking an. Wie viel Geld muss ein Kunde mitbringen, um in dieses Segment eingruppiert zu werden?

Bonnen: Im Private Banking betreuen wir im Allgemeinen Kundinnen und Kunden ab einem liquiden Vermögen von 500.000 Euro oder einem Nettoeinkommen von 10.000 Euro pro Monat. Eine Fonds-Vermögensverwaltung bieten wir ab 150.000 Euro an – wobei die genannten Betragsgrenzen nicht starr sind. Im Private Banking offerieren wir unseren Kunden das vollumfängliche Anlagespektrum. Zentrale Dienstleistungen sind die Vermögensverwaltung und die individuelle Depotbetreuung. Das letztgenannte Angebot richtet sich an Kunden, die ihre Anlageentscheidungen selbst treffen möchten, dabei aber einen Sparringspartner wünschen. In diesen Fällen liefern wir beispielsweise ein Research zu Einzelaktien oder erörtern, welche Zertifikatestruktur sich in der aktuellen Marktlage empfiehlt. Unser Fokus liegt aber vor allem auf der Vermögensverwaltung.
 
Um welche Summen geht es da?

Bonnen: In diesem Segment betreuen wir mittlerweile rund 2,1 Milliarden Euro von rund 4.100 Kunden. Im Laufe des vergangenen Jahres kamen netto etwa 400 Kunden hinzu, das verwaltete Vermögen stieg um rund 300 Millionen Euro. Das ist ein bedeutendes Wachstumsfeld. Depots mit Einzeltiteln bieten wir ab 500.000 Euro an, ab 150.000 Euro managen wir wie beschrieben eine standardisierte Fonds-Vermögensverwaltung.
 
Ist auch das ein hauseigenes Produkt? Oder nutzen Sie das System eines Verbundpartners?

Bonnen: Wir setzen bereits seit 30 Jahren auf eine hauseigene Lösung. Unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten hat sich dieses Vorgehen als sinnvoll erwiesen. Wir haben dafür eine eigene Research-Abteilung und auch einen erfahrenen Chefvolkswirt. Es hat seine Vorteile, bei der Einschätzung der Märkte und der Auswahl der dazu passenden Produkte eine Expertise im Haus vorzuhalten.
 
Wäre es eine Idee, die standardisierte Fonds-Vermögensverwaltung auch für Kunden mit kleinerem Geldbeutel zu öffnen?

Bonnen: Ab 150.000 Euro lassen sich die Assetklassen sinnvoll über spezialisierte Fonds abbilden, insofern ergibt diese Betragsschwelle durchaus Sinn. Bei kleineren Vermögen sehe ich eher die Chance, den Anlegern mit einem schlanken Prozess zu einem passenden Portfolio zu verhelfen. Der "Bevestor" von der Deka bietet da eine gute Grundlage. Depots von Sparkassenkunden weisen im Mittel einen Bestand von 20.000 Euro auf. Bei einem Volumen in dieser Größenordnung ist es sinnvoller, die Asset-Allokation direkt im Fonds vorzunehmen.

Vielen Dank für das Gespräch. (bm)


Ein ausführliches Interview mit Christian Bonnen erscheint in Ausgabe 1/2022 von FONDS professionell, die den Abonnenten in diesen Tagen zugestellt wird. Dort äußert sich der Vorstand der Kreissparkasse Köln auch zur Anlageberatung unter Corona-Bedingungen, der Filialstrategie des Instituts und die Frage, warum sein Haus auch zu Investmentfonds rät, die nicht von der Deka stammen. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.