Kaum ist er da, dreht sich alles um Fußball. Kein Wunder an diesem Ort. "Die Commerzbank-Arena wollte ich schon längst mal besichtigen, bisher kenne ich sie nur voll besetzt als Zuschauer", sagt Manfred Schlumberger. 30 Jahre hat er in Frankfurt gearbeitet, trotzdem hat es nie geklappt – aber heute. "Herrlich", sagt Schlumberger, als er von der Tribüne aus seinen Blick über das Stadion schweifen lässt. Am liebsten würde der Fußballfan gleich mal auf den Rasen. Doch der ist schon für das nächste Spiel vorbereitet.

Also geht es auf zu einer Runde einmal um den ganzen Platz herum. "Fußball hatte für mich schon immer viel Bedeutung", erzählt Schlumberger. Als Jugendlicher hat er im Ortsverein gespielt, für mehr reichte es nicht. "Mein Spaß und mein Engagement waren immer viel größer als mein Können", gibt er ehrlich zu. Im Fußball vielleicht – im Fondsmanagement nicht.

Können unter Beweis gestellt
Hier stellt Manfred Schlumberger sein Können schon seit Jahrzehnten unter Beweis. Seit April 2017 leitet er bei der Fondsboutique Starcapital aus Oberursel das Portfoliomanagement und ist Vorstandsmitglied. Schlumberger ist in die Fußstapfen von Firmengründer und Branchenlegende Peter E. Huber getreten. Bis dieser sich Ende 2018 endgültig aus dem Unternehmen zurückzog, übernahm Schlumberger nach und nach seine Fonds. Heute managt er den Aktienfonds Starpoint, die Multi-Asset-Fonds Allocator, Winbonds plus und das Starcapital-Flaggschiff Strategy 1.

Schlumbergers Karriere startete 1987 bei der Dresdner Bank in Frankfurt. Sein Interesse an Börsenkursen hatte er schon lange vorher entdeckt. In Langenau nahe Ulm wächst er auf, nach der Schule geht es jeden Tag auf den Bolzplatz. Schlumberger hat zwei ältere Brüder. Als sie ihre ersten Aktien kaufen, beginnt der Jüngste der Familie den FAZ-Index zu verfolgen. "Da habe ich mir Werte rausgesucht und mit Bleistift und Lineal auf kariertem Papier Kursverläufe gezeichnet", erzählt Schlumberger. So wollte er dahinterkommen, wann die Börse steigt oder fällt. "Natürlich habe ich die Hintergründe damals nicht verstanden, aber das war meine erste Beziehung zum Thema Kapitalmarkt", sagt er.

Mit knapp 30 Jahren Milliarden D-Mark gemanagt
Nach dem Abitur im Jahr 1977 gilt sein Interesse der Beziehung zwischen Politik und Wirtschaft. Schlumberger studiert in Augsburg Volks- und Betriebswirtschaft und promoviert. Anfang 1987 geht er als Renten- und Währungsanalyst zur Dresdner Bank, wechselt etwas später zum Deutschen Investment Trust (DIT), der damaligen Fondsgesellschaft des Instituts. Dort bewegt er bald riesige Summen. "Mit knapp 30 Jahren habe ich Milliarden D-Mark gemanagt", berichtet Schlumberger. Wie ist es, in so jungen Jahren derart viel Geld zu verwalten? War die große Verantwortung nicht belastend? 

Die Antwort auf diese Frage muss ein bisschen warten. Denn jetzt lockt erst einmal die Trainerbank. Schlumberger nimmt Platz. "Cool", sagt er. "Das hätte ich auch nicht gedacht, dass ich hier einmal sitzen würde." Verantwortung für Milliarden an fremden Geldern? Er überlegt. "Ich glaube, gerade wenn man jung ist, empfindet man das nicht so", sagt er. Bis 1994 bleibt er beim DIT, steuert bald auch einen großen europäischen Rentenfonds, wechselt dann als Leiter des Wertpapiergeschäfts zur Frankfurter Volksbank. Hier erlebt er, wie die Aktienkurse am Neuen Markt ins Unermessliche steigen. "Casino", "Bonanza" nennt er es heute, "reine Psychologie". 

Das wesentliche Handwerkszueg
Ein Verständnis dafür, wie die Psychologie an der Börse funktioniert, ist für ihn eine wichtige Voraussetzung für gutes Fondsmanagement. Welche Eigenschaften braucht ein Portfoliomanager sonst noch, um erfolgreich zu sein? Zurückgekehrt auf die Tribüne, schaut Schlumberger noch einmal versonnen über den Rasen. "Eigentlich keine besonderen", sagt er. Ein gutes Verständnis für volkswirtschaftliche Zusammenhänge sei das wesentliche Handwerkzeug. 

Im Jahr 2001 verlässt Schlumberger die Frankfurter Volksbank. Bei der Tochter der BHF Bank, BHF Trust, übernimmt er die Leitung der Vermögensverwaltung. In den ersten Jahren muss er dort die Scherben aufkehren, die der Zusammenbruch des Neuen Marktes hinterlassen hat. Doch nach und nach arbeiten er und sein Team sich aus der Misere heraus. Auch durch die Finanzkrise kommen sie gut. "Das war eine tolle Zeit", erinnert sich Schlumberger. Nicht zuletzt auch deswegen, weil er das Vermögen einiger prominenter Fußballer betreuen durfte. 15 Jahre bleibt er BHF Trust treu. Im Januar 2016 beginnt dann ein kurzes Zwischenspiel bei der Berenberg Bank, bis Huber ihn nach Oberursel holt.

Große Herausforderung
Ist es nicht eine enorme Herausforderung, in die Fußstapfen der Legende Peter E. Huber zu treten? "Natürlich ist das eine Herausforderung", sagt Schlumberger. "Aber wenn ich es mir nicht zutrauen würde, hätte ich es nicht gemacht." Er hat eben Sportsgeist. Ach ja: Was ist in all den Jahren im Beruf eigentlich aus dem Fußball geworden? "Ich kicke heute noch jeden Ball, der mir vor die Füße kommt", sagt der Fondsmanger zwinkernd. Und verrät: "Aber am allerliebsten fahre ich Ski." (am)


Das vollständige Portrait von Manfred Schlumberger finden Sie in der aktuellen Heftausgabe 2/2019 von FONDS professionell ab Seite 124. Angemeldete KLUB-Mitglieder können den Beitrag auch im hier im E-Magazin lesen.