Jan Beckers hat sich als erfolgreicher Firmengründer einen Namen gemacht. Mehr als 25 Start-ups hat der heute 38-Jährige auf die Beine gestellt. 2017 hob er mit der Investmentboutique BIT Capital seine vorerst letzte Firma aus der Taufe. Drei Fondsstrategien hat Beckers bis Oktober 2021 an den Markt gebracht. Zuletzt lancierte BIT Capital zwei Krypto-Fonds – einen für Privatanleger und einen für Profis. Im Interview mit FONDS professionell ONLINE berichtet Jan Beckers, wie die beiden neuen Sondervermögen angelaufen sind – und warum er für das kommenden Jahr positiv durchaus gestimmt ist.


Herr Beckers, BIT Capital hat im Oktober dieses Jahres eine Fondsstrategie lanciert, die auf Kryptowährungen setzt. Zudem investieren die Sondervermögen in börsennotierte Unternehmen, die von der Krypto-Technologie profitieren können. Der BIT Global Crypto Leaders steht auch Privatanlegern offen. Wie kommen die Fonds am Markt an?

Jan Beckers: Es scheint, dass viele Investoren auf ein solches Anlageprodukt gewartet haben. Insgesamt verwalten der BIT Global Crypto Leaders und der BIT Crypto Opportunities nach wenigen Wochen über 100 Million Euro. Viele weitere Anleger sind noch im Zeichnungsprozess. Wir gehen davon aus, dass die positive Entwicklung anhalten wird. 

Der BIT Capital Global Internet Leaders 30, der seinen Anlegern seit der Auflage im Januar 2019 eine stattliche Rendite von rund 375 Prozent beschert hat, ist zwischen Anfang September und Anfang Dezember 2021 um nicht ganz 13 Prozent abgesackt. Was sind die Gründe dafür?

Beckers: Zuletzt gab es zwei Makrofaktoren, die ihre Wirkung auf das Universum schnell wachsender Technologiewerte zeigten: Zinsängste und die Diskussionen um sogenannte Variable Interest Entities, kurz: VIEs. Diese werden vor allem genutzt, um chinesische Unternehmen an amerikanischen Börsen investierbar zu machen.

Moment, eine VIE-Struktur kann das Eigentum des Aktionärs an einem Unternehmen beschränken oder sogar ganz ausschließen, richtig?

Beckers: Die VIE-Struktur ist ein Vertrag, der ein Unternehmen zum alleinigen wirtschaftlichen Begünstigten des Ursprungsunternehmens macht. In den vergangenen 20 Jahren sind mehrere hundert chinesische Firmen in den USA so an die Börse gegangen. Die Marktkapitalisierung dieser Unternehmen übersteigt die Grenze von zwei Billionen Dollar. Dazu zählen Alibaba, Pinduoduo oder Baidu. Aktuell verlangt die US-Börsenaufsicht SEC von diesen chinesischen Firmen, Inspektionen der Finanzprüfer zuzulassen. Über die Details der Inspektionsrechte wird gestritten, nicht jedoch über das Eigentum. Dennoch führt ein solcher Vorgang zu Unsicherheiten. Für uns ist jedoch viel relevanter, wie unsere chinesischen Unternehmen operativ performt und sich entwickelt haben. Fundamental haben sie ihre Gewinne stark ausbauen können und sind derzeit mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV), die teilweise trotz gutem Wachstum unter fünf liegen, aus unserer Sicht attraktiv bewertet.

Dann planen Sie also nicht, solche Werte in Ihren Fonds auszutauschen?

Becker: Wir bauen unser Portfolio kontinuierlich um, aber wir verkaufen keine gut wachsenden Unternehmen, die gerade sehr günstig geworden sind und zwar aufgrund von Risiken, die wir in ihren tatsächlichen Auswirkungen als gering erachten. Wir haben uns im Laufe des Jahres dagegen immer wieder von guten Unternehmen getrennt, deren Kurse zu schnell gestiegen waren. Unsere Fonds haben ein sehr ausbalanciertes Portfolio, sowohl geografisch als auch was das Wachstum und die KGVs angeht. Einige Unternehmen sind in unserem Portfolio, weil sie ihre Umsätze auf Jahressicht um mehr als 300 Prozent steigern konnten. Andere sind in unserem Portfolio, weil sie bei einem erwarteten Gewinnwachstum von jährlich 20 Prozent ein KGV unter fünf aufweisen.

Macht Ihnen die tobende vierte Corona-Welle Angst?

Beckers: Omikron ist tatsächlich deutlich viraler als vorherige Virus-Varianten und kann die Volkswirtschaften insgesamt durchaus noch einmal belasten. Aber dies ist keine Entwicklung, die unser Portfolio negativ überraschen wird. Wir haben nicht zuletzt dank der beiden Biowissenschaftler in unserem Team hierauf früh reagiert und das Portfolio mit Titeln verstärkt, die von dieser Situation profitieren können. 

Wie blicken Sie kurz vor Weihnachten auf das kommende Jahr?

Beckers: 2022 wird uns dank steigender Impfquoten endlich den Weg aus der Pandemie zeigen. Die Inflation wird insbesondere in der ersten Jahreshälfte ein bewegendes Thema für viele Menschen sein. Wir glauben daher, dass an Aktien und Kryptos auch im Jahr 2022 kein Weg vorbeiführt. Viele Anleger werden sich bereits im Januar fragen, ob sie ihr Geld wirklich auf dem Sparbuch liegen lassen wollen. Die technologische Entwicklung schreitet unaufhaltsam voran. Die aktive Teilhabe hieran bietet nach wie vor die beste Möglichkeit, das eigene Depot zukunftssicher aufzustellen. 

Und wie wird es 2022 mit Ihrer noch neuen Fondsboutique weitergehen?

Beckers: Wir bauen unser Team von aktuell 35 Mitarbeitern auf rund 50 aus und rekrutieren weitere Analysten und Ingenieure mit einer Passion für gute Investments. Da wir nun über einen Track Record von mehr als drei Jahren verfügen, rechnen wir mit sich beschleunigenden Mittelzuflüssen von institutionellen Anlegern. Nachdem die Kurse einiger Tech-Unternehmen in den vergangenen Wochen um 20 bis 60 Prozent gefallen sind, sehen wir gerade viele gute Firmen zu attraktiven Einstiegspreisen und rechnen im Jahr 2022 wieder mit einer überdurchschnittlichen Performance.

Vielen Dank für das Gespräch. (am)