Stellenausschreibungen: Deutschlands Banken steigen auf die Bremse
Die deutsche Finanzbranche hat das zweite Quartal in Folge weniger freie Stellen ausgeschrieben, während sich der Trend in der Wirtschaft insgesamt genau in die andere Richtung entwickelt.
Die Zahl der von Banken, Kreditinstituten und Fintechs in Deutschland öffentlich ausgeschriebenen Stellen belief sich im zweiten Quartal auf 34.302 – ein Minus von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das zeigt eine Erhebung des Berliner Personalmarktspezialisten Index Gruppe, die "Bloomberg News" exklusiv vorliegt. Schon im ersten Quartal hatte es einen Rückgang von zwei Prozent gegeben. Über den gesamten deutschen Arbeitsmarkt hinweg wurden im zweiten Quartal hingegen sechs Prozent mehr Stellen ausgeschrieben.
Einer der Gründe für den Rückgang bei den Banken "ist sicherlich die volatile gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland", sagte Index-Chef Jürgen Grenz. Hinzu komme, dass Finanzinstitute immer mehr Prozesse digitalisieren und daher weniger Personal in den Filialen brauchen würden.
Frankfurt hatte mit 4.224 ausgeschriebenen Stellen zwar mehr freie Jobs als jede andere Stadt. Dennoch konnte sich auch das deutsche Finanzzentrum dem Rückgang bei Stellenausschreibungen mit minus sechs Prozent nicht ganz entziehen. Viel deutlicher war der Einbruch jedoch in München und in Berlin, wo im zweiten Quartal rund 20 Prozent weniger Jobs ausgeschrieben wurden als ein Jahr zuvor.
Berlin ist Zentrum der deutschen Fintech-Branche, die unter sinkenden Bewertungen leidet und momentan in einer Krise steckt. Viele junge Firmen haben in den vergangenen Monaten Mitarbeiter entlassen müssen.
Völlig gegen den Trend entwickelt sich Hannover, wo im zweiten Quartal mit 602 Stellen fast 50 Prozent mehr Jobs ausgeschrieben wurden als ein Jahr zuvor. In der Stadt sind unter anderem die NordLB, die wieder stärker wachsen möchte, und die Hannoversche Volksbank zu finden. Letztere ist eine der größten genossenschaftlichen Primärbanken in Deutschland.
Die drei Bereiche mit den größten Rückgängen bei den Stellenausschreibungen von Banken waren Vertrieb, Einkauf und Management. Hier wurden im zweiten Quartal zwischen zwölf Prozent und 18 Prozent weniger Jobs ausgeschrieben als ein Jahr zuvor.
Mit einem Plus von fast 68 Prozent stach der Bereich Gesundheit und Soziales erneut hervor: 927 Stellen wurden hier ausgeschrieben.
Die Index Gruppe wertet für ihre Statistiken zum Stellenmarkt 200 Printmedien, 275 Online-Stellenbörsen, das Stellenportal der Bundesagentur für Arbeit sowie die Webseiten von rund 650.000 Firmen aus. (mb/Bloomberg)
