Die Stadtsparkasse Düsseldorf war die Erste: Ende 2020 sorgte das öffentlich-rechtliche Kreditinstitut für Schlagzeilen, weil es einer Reihe einlagenstarker Kunden kündigte, nachdem diese trotz guten Zuredens "Strafzinsen" auf Giro- und Tagesgeldkonten partout nicht akzeptieren wollten. Das eigentlich wenig nachahmenswerte Beispiel macht dennoch Schule: Weitere Banken haben den Schritt der Düsseldorfer entweder bereits nachvollzogen oder stehen kurz davor, wie das "Handelsblatt" berichtet. Konkret nennt die Zeitung die zur Deutschen Bank gehörende Postbank, die ING sowie die Sparkasse Dortmund. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem Strafzinsen auf der Kippe stehen, da die EZB Zinserhöhungen nicht mehr kategorisch ausschließt.

Zurzeit reichen nach Zählung des Vergleichsportals Verivox bundesweit rund 449 Geldhäuser  den Minuszins in Höhe von 0,5 Prozent, den die Europäische Zentralbank (EZB) von Geschäftsbanken für kurzfristige Einlagen verlangt, an Verbraucher durch. Die oft als "Verwahrentgelt" kaschierten Negativzinsen werden bislang zwar häufig nur Neukunden in Rechnung gestellt, doch immer häufiger werden auch Bestandskunden mit entsprechenden Zusatzgebühren konfrontiert, teilweise in einem Aufwasch mit der nachträglichen Zustimmung zu früheren Änderungen der Geschäftsbedingungen

Angebot von Alternativen
Stimmen Kunden den Strafzinsen trotz Aufforderung nicht zu, versuchen viele Banken zunächst, mit ihnen über Alternativen, beispielsweise einer Teil-Umschichtung in Wertpapieranlagen, zu verhandeln. Mit den Allermeisten, die über Guthaben von mehr als 50.000 Euro verfügen, konnte "eine einvernehmliche Lösung gefunden werden", zitiert das Handelsblatt einen Sprecher der Deutschen Bank, die das Vorgehen Mitte 2021 angekündigt hatte. "Die Bankverbindung mit den wenigen Kunden, die nach Abschluss des mehrstufigen Anspracheprozesses mit uns weder eine passende Anlagealternative noch ein Verwahrentgelt vereinbaren wollten, müssen wir zu unserem Bedauern beenden", beschreibt er das Szenario, das nicht nur Hochvermögenden droht.

Auch bei der ING scheint die Geduld aufgebraucht zu sein: Kontokündigungen in den nächsten Wochen stehen an – bei zumindest ein paar Tausend Verbrauchern: "Bei einer niedrigen vierstelligen Zahl von Kunden, die auch nach mehrfacher Erinnerung nicht zugestimmt haben, werden wir diesen Schritt nun gehen und ihnen im April 2022 mit einer angemessenen Frist kündigen", teilt die Onlinebank der Zeitung auf Anfrage mit. (jb/ps)