Besondere Zeiten erfordern bekanntlich besondere Maßnahmen: Die Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck belastet seit dem 1. Oktober alle Tagesgeld-Guthaben neuer Kunden mit einem "Verwahrentgelt" von 0,5 Prozent – und zwar schon ab dem ersten Cent und nicht erst bei Summen ab 100.000 Euro aufwärts, wie bei den meisten Wettbewerbern üblich. Auch bei neueröffneten Girokonten schlägt der Strafzins der VR Fürstenfeldbruck zu, und zwar schon ab 20.000 Euro.

Das Beispiel könnte bald Schule machen. Schon jetzt verlangen immer mehr öffentlich-rechliche und privatwirtschaftlich organisierte Geldhäuser als "Verwahrentgelte" getarnte Minuszinsen auch von privaten Anlegern und nicht nur von Firmen, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) unter Verweis auf den November-Monatsbericht der Deutschen Bundesbank schreibt.

Strafzinsen weit verbreitet
Demnach haben 23 Prozent der Banken einen "negativen volumengewichteten Durchschnittszinssatz" gemeldet. Das entspreche einem Viertel der gesamten Einlagen privater Haushalte bei deutschen Banken. "Negative Zinsen werden hier vor allem von Großbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken berechnet", zitiert die FAZ die Bundesbank.

Das dürfte einem Querschnitt durch die deutsche Kreditwirtschaft entsprechen. Zwar treffen die Strafzinsen nicht alle von den Instituten verwalteten Einlagen, sondern in erster Linie Kontoinhaber mit besonders viel Barem auf der hohen Kante. Dennoch zeigen die Zahlen, wie weit Minuszinsen bereits verbreitet sind.

Firmenkunden am stärksten betroffen
Für Unternehmen seien Negativzinsen, mit denen die Institute ihre eigenen Verwahrgebühren bei der Europäischen Zentralbank an Kunden weitergeben, sogar noch üblicher. 58 Prozent der Geschäftsbanken meldeten der Bundesbank für September einen negativen Durchschnittszinssatz auf die immer verfügbaren Sichteinlagen ihrer Firmenkunden, so die FAZ. Das entspreche 79 Prozent des gesamten Sichteinlagevolumens von Unternehmen bei deutschen Geldhäusern. "Die Berechnung negativer Zinsen gegenüber Unternehmen scheint dabei eine über fast alle Bankengruppen hinweg übliche Praxis zu sein", stellt die Bundesbank fest.

Für Termineinlagen, die erst nach Ende einer festen Laufzeit zur Verfügung stehen, seien negative Zinsen dagegen deutlich weniger stark verbreitet – sowohl für die Gelder von privaten wie auch von Firmenkunden. So seien 19 Prozent der Termineinlagen von Unternehmen negativ verzinst, während dies nur für ein Prozent der Termineinlagen von Privatleuten gelte. (jb)