Die Deutsche Bank hat in dem seit Jahren währenden Rechtsstreit mit ehemaligen Postbank-Aktionären um einen höheren Kaufpreis für deren Aktien "erhebliche Fortschritte“ gemacht. Das Institut hat sich mit einem Großteil dieser Aktionäre auf einen Vergleich einigen können und wird auch nur einen Teil der im zweiten Quartal gebildeten Rückstellungen benötigen. "Mit mehr als 80 Klägern, auf die insgesamt fast 60 Prozent aller geltend gemachten Forderungen entfallen, wurde wie von der Bank vorgeschlagen ein Vergleich auf Basis eines Preises von 31 Euro je Aktie geschlossen", teilte die Bank am späten Mittwochabend (21.8.) mit. 

Zu den Parteien, mit denen eine Einigung erzielt wurde, gehöre unter anderem die größte Einzelklägerin im Verfahrenskomplex. Auf sie entfielen etwa ein Drittel aller geltend gemachten Forderungen. Die Deutsche Bank geht davon aus, dass die erzielten Vergleiche im Durchschnitt etwa 45 Prozent der Rückstellungen in Anspruch nehmen werden, die den Klagen dieser Parteien zugeordnet waren. "Die darüber hinausgehenden Rückstellungen für diese Kläger können aufgelöst werden", hieß es.

Jahrelanger Streit
Der Postbank-Disput ist eine der am längsten andauernden Rechtsstreitigkeiten der Deutschen Bank, die das "gelbe Institut" zwischen 2009 und 2015 schrittweise übernommen hat. Die Kläger behaupten, dass der Konzern den Postbank-Aktionären 2010 einen höheren Preis hätte bieten müssen. Die Offerte der Deutschen Bank belief sich auf 25 Euro pro Postbank-Aktie. Nach Ansicht der Kläger hätte sie jedoch 57,25 Euro betragen müssen, den Preis beim Erwerb einer ersten Beteiligung am Konkurrenten im Jahr 2008. 

Der Streit zog sich durch mehrere Instanzen und war schließlich vor dem Bundesgerichtshof gelandet, der den Fall wieder an die unteren Instanzen zurückverwiesen hatte. Bei einer Anhörung vor dem Oberlandesgericht Köln Ende April dieses Jahres deutete sich an, dass die Richter die Ansprüche der Postbank-Aktionäre "als begründet" einstufen könnten. Die Deutsche Bank hatte daraufhin 1,3 Milliarden Euro für die Streitigkeiten zurückgelegt. Die Summe besteht aus den ursprünglichen Nachforderungen in Höhe von 700 Millionen Euro sowie etwa 600 Millionen Euro an Zinsen, die sich im Laufe des langen Gerichtsverfahrens angesammelt haben. Wegen der Einigung erwartet die Bank "einen positiven Effekt auf ihr Vorsteuerergebnis im dritten Quartal von rund 430 Millionen Euro". (Bloomberg/jb)