Bei den deutschen Banken steht nach einer kurzen Erholung erneut die Eigenkapitalrendite unter Druck. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Unternehmensberatung Bain & Company. Demnach gelang es zwar den heimischen Geldhäusern 2021 zum zweiten Mal in Folge, ihre Eigenkapitalrendite zu steigern. Diese kletterte gleich um 2,1 Prozentpunkte auf 3,2 Prozent. Zwei Faktoren begünstigten die Entwicklung: eine im Vergleich zum Pandemie-Jahr 2020 deutlich niedrigere Kreditrisikovorsorge und eine Steigerung des Provisionsüberschusses um 17 Prozent auf 38,3 Milliarden Euro.

"Die deutschen Kreditinstitute haben ihre traditionelle Abhängigkeit von zinstragenden Geschäftsfeldern verringert", erklärt Walter Sinn, Bain-Deutschlandchef und Co-Autor der Studie. "Das ist ein sichtbarer Erfolg ihrer Transformation." Zudem gelang es den Instituten, im Zuge der Corona-Pandemie ihr Filialnetz weiter zu straffen und damit Kosten zu sparen. Binnen eines Jahres sank die Zahl der Zweigstellen um fast neun Prozent auf nunmehr 18.600. Auch die Zahl der Kreditinstitute in Deutschland ging um gut vier Prozent auf knapp 1.440 zurück.

"Alle Hebel in Bewegung setzen"
Doch die Erholung könnte nur von kurzer Dauer sein, mahnen die Bain-Analysten. Denn Im Jahresverlauf 2022 habe sich ein Sturm aus hoher Inflation, konjunktureller Talfahrt, geopolitischen Spannungen und weiterhin gestörten Lieferketten zusammengebraut. Ohne Gegensteuern drohe den Banken daher in den kommenden fünf Jahren ein erneuter Rückgang ihrer Eigenkapitalrendite – und zwar auf 1,6 bis 1,7 Prozent. "Die erhofften positiven Effekte der Zinswende werden vorerst ausbleiben", meint Bain-Partner Sebastian Thoben.

"Während die Banken bereits kurzfristig höhere Finanzierungskosten verkraften müssen, wirken sich die steigenden Zinsen bei den Erträgen erst nach und nach aus", erläutert Studien-Co-Autor Thoben. Denn bei vielen Krediten gebe es eine langfristige Zinsbindung. Gleichwohl könnten die Institute sowohl Zins- und Provisionserträge steigern als auch die Kosten deutlich senken. "Setzen die Banken in den kommenden fünf Jahren alle Hebel in Bewegung, sind sieben bis neun Prozent Rendite machbar", so Branchenkenner Thoben.

"Alte Zöpfe abschneiden"
Als einen der Hebel nennen die Bain-Experten weitere Effizienzprogramme. Mit diesen lasse sich die Eigenkapitalrendite um zwei bis drei Prozentpunkte steigern. Dazu sei eine Automatisierung und Digitalisierung notwendig. "Die Banken sollten noch konsequenter neue Technologien nutzen, neue Märkte erschließen und alte Zöpfe abschneiden", plädiert Bain-Deutschlandchef Sinn. "Wenn Banken jetzt die Segel richtig setzen, werden sie zu den Gewinnern von morgen gehören – mit höheren Erträgen, niedrigeren Kosten und einer Rendite, die sich zumindest auf dem Niveau ihrer Kapitalkosten bewegt." (ert)