Technologiekonzerne wie Amazon, Apple, Google sowie Facebook oder Paypal sind auf dem Spung ins Fondsgeschäft. Umfassende digitale Bezahl-, Kredit- und Versicherungsangebote haben die Riesen bereits aufgebaut. Da wäre es nur ein kleiner Schritt, auch Investmentdienstleistungen anzubieten, schreiben die Analysten der Ratingagentur Moody's in einer jüngst veröffentlichten Analyse.

Die Experten verweisen auf das Beispiel des chinesischen Internet-Handelsriesen Alibaba. Dieser vertreibt seit 2013 den Geldmarktfonds Yu’e Bao. Der schwoll allein über den Online-Vertrieb auf das Volumen von 1,43 Billionen Renminbi (180 Milliarden Euro) an und wurde zum größten Vertreter seiner Art weltweit. Zwar seien Online-Zahlungen in China besonders weit verbreitet, doch auch im Rest der Welt könnten entsprechende Angebote von Amazon, Paypal & Co rasch viel Geld einsammeln, meinen die Analysten. Die traditionelle Asset-Management-Industrie wäre einem solchen Angriff weitgehend schutzlos ausgeliefert.

Hedgefonds-Mann Jeff Bezos
Die Tech-Riesen verfügen über einen prominenten Markennamen, eine Fülle an Kundendaten und das Know-how, um ihren Nutzern passgenaue Produkte anbieten zu können. So arbeitete etwa Amazon-Gründer Jeff Bezos früher sowohl bei einem Vermögensverwalter als auch bei einem Hedgefonds. Klassische Fondsanbieter haben dieser geballten Marketingmacht nur wenig entgegenzusetzen. Auch der Siegeszug börsengehandelter Indexfonds (ETFs) traf viele aktive Anbieter unvorbereitet und versetzte ihnen einen schweren Schlag. Die Gebühren sind seit Jahren unter Druck, und Kunden hinterfragen immer häufiger den Wert der gebotenen Dienstleistung.

Die Ratingwächter von Moody's machen jedoch zwei Häuser aus, die gut genug für eine Attacke der Digital-Giganten gewappnet sind: Fidelity und Blackrock. Beide Gesellschaften investieren stark in Technologie. So habe das Bostoner Haus Fidelity seine Online-Präsenz deutlich ausgebaut und die Interaktion mit seinen Kunden erheblich verbessert, loben die Beobachter. Diese Einschätzung überrascht insofern, als dass Fidelity besonders empfindlich von der passiven Konkurrenz getroffen wurde und herbe Mittelabflüsse verzeichnnen musste. Dies versucht das Haus sowohl mit der Auflage eigener ETFs, als auch mit einem neuen Gebührenmodell zu kontern.

Spitzenreiter bei Patent-Anmeldungen
Blackrock wiederum hat die Herausforderungen, die der technologische Fortschritt mit sich bringt, früh erkannt. So erweitern die New Yorker ihr Risikomanagement-System Aladdin um weitere Funktionen, bauen das quantitative Investment aus und engagieren sich bei jungen Technologiefirmen, heißt es in der Studie. Der Fondsriese war jüngst etwa beim deutschen Robo-Advice-Start-up Scalable eingestiegen. Damit verbessere das Haus sein Angebot für die Kunden. Dank dieser Fortschritte heben sich Fidelity und Blackrock deutlich ab und seien ihrer Konkurrenz ein gutes Stück voraus, heißt es in der Studie.

Als groben Indikator für die Innovationskraft recherchierten die Moody's-Experten zudem die Zahl der Patente, die die Asset Manager seit 1980 in den USA anmeldeten. Mit Abstand an der Spitze steht hier Fidelity mit 156. Darauf folgen Charles Schwab mit 66, Blackrock mit 20 und Vanguard mit 13. Auf der anderen Seite stehen Häuser wie Alliance Bernstein, die Franklin-Templeton-Dachgesellschaft Franklin Ressources, Invesco oder Legg Mason, die keinerlei Patente hervorbrachten. Traditionelle Fondsanbieter sollten ihre Geschäftsmodell an die technologische Entwicklung und sich damit wandelnde Vorlieben ihrer Kunden anpassen, mahnt die Ratingagentur. (ert)