Die Gewinne von Europas Fondsgesellschaften werden 2019 um gut sechs Prozent geringer ausfallen als im Vorjahr. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der Analysegesellschaft Prometeia, über die die Wirtschaftszeitung "Financial Times" berichtet. Demnach schrumpfen die gesamten Überschüsse der Anbieter offener Publikumsfonds in Europa von 79 Milliarden auf 74 Milliarden Euro.

Ein Grund dafür ist die wachsende Konkurrenz durch günstige, börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Anleger schichten zunehmend Geld von teureren, aktiv gesteuerten Vehikeln in billigere Indexfolger um. Dies führt zu einem verschärften Preiswettbewerb. Zudem steigen die Kosten der Fondsanbieter. Denn der Aufwand, um die rigorosee Regulierung zu erfüllen, wächst. Zugleich klettern die Personalausgaben.

Mittelaufkommen halbiert
Die Experten von Prometeia rechnen damit, dass die Nettomittelzuflüsse in Publikumsfonds sich europaweit von 95 Milliarden Euro 2018 auf 46 Milliarden in diesem Jahr halbieren. Die Gewinnmarge, gemessen als Anteil des verwalteten Vermögens, sinkt von 79 auf 72 Basispunkte. Die Analysten warnen zudem vor einem deutlicheren Rückgang, sollten die Kurse an den Finanzmärkten leicht korrigieren. In diesem Fall prognostizieren die Experten einen Gewinnrückgang von acht Prozent. Bei einem ausgewachsenen Börsen-Crash dürften die Überschüsse noch stärker schrumpfen.

Die italienische Beratungsgesellschaft hat mehr als 40.000 Anteilsklassen ausgewertet. Einige Untersuchungen ziehen die veröffentlichten Kennzahlen börsennotierter Fondsgesellschaften heran. Damit bleibt eine ganze Reihe von Anbietern außen vor. Andere Studien wiederum, meist von Unternehmensberatungen, stützen sich auf Umfragen unter deren Kunden – und erfassen somit ebenfalls nur einen Teil der Branche. Die Prometeia-Auswertung versucht hingegen über die Volumens- und Gebührenentwicklung der Fonds näherungsweise die Profitabilität der Asset-Management-Industrie zu messen.

Empfindliche Einbußen
Die stärksten Einbußen drohen Anbietern demnach bei aktiven Aktienfonds. Ausgerechnet dieses Feld zählte bislang zu den profitabelsten. Die Prometeia-Analysten schätzen den Gewinnrückgang für 2019 auf zehn Prozent. "Aktive Manager müssen in dem Niedrigzinsumfeld und angesichts der Konkurrenz durch passive Strategien einen größeren Mehrwert bieten, um ihr höheres Preisniveau rechtfertigen zu können", sagt Claudio Bocci, Leiter Asset Management bei Prometeia, der "Financial Times".

In einem Feld rechnen die Experten aber mit Zuwächsen: bei nachhaltigen Strategien, kurz ESG. So habe das in diesem Bereich verwaltete Vermögen seit Jahresbeginn um 44 Prozent zugelegt. "Dies überträgt sich für die Asset Manager auch in höhere Gewinne aus ESG-Strategien", so Bocci. (ert)