Insgesamt ist das Neugeschäft in der privaten Wohnimmobilienfinanzierung nach Angaben des bayerischen Sparkassen-Präsidenten Matthias Dießl im ersten Halbjahr 2024 um 15,5 Prozent gestiegen, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Dieser Trend müsse allerdings in Relation gesehen werden. "Wir hatten letztes Jahr einen Einbruch von 40 Prozent und kommen hier von einem niedrigen Niveau", erklärte Dießl im Interview mit "Bloomberg".

Zugenommen hätten vor allem Kredite im Bereich Modernisierung. Auch bei Zweitimmobilien gebe es Bewegung, wo eine gewisse Preiskorrektur stattgefunden habe. "Immer noch sehr träge läuft hingegen die Nachfrage nach Krediten für den Neubau", erklärte Dießl.

Stark gestiegene Zinsen bei gleichzeitig hohen Immobilienpreisen hatten in den vergangenen beiden Jahren viele potenzielle Käufer von Einfamilienhäusern und Wohnungen an den Spielfeldrand gedrängt. Hatten die bayerischen Sparkassen 2021 noch 13,7 Milliarden Euro an privaten Immobilienfinanzierungen zugesagt, so waren es 2022 lediglich 11,8 Milliarden Euro und 2023 schließlich nur noch 6,7 Milliarden Euro.

Auch Sparkassen aus anderen Regionen hatten in den vergangenen Wochen von einer Trendumkehr berichtet. Die Institute aus Westfalen-Lippe bezifferten den Anstieg bei privaten Wohnimmobilienfinanzierungen im ersten Halbjahr mit rund 19 Prozent. Der Sparkassenverband von Baden-Württemberg sprach von einem Plus von etwa 23 Prozent über denselben Zeitraum, wobei in diesem Fall auch der gewerbliche Wohnungsbau in den Daten enthalten war.

"Sehen gewisse Verunsicherung bei Firmenkunden"
Gesunken ist bei den bayerischen Sparkassen in den ersten sechs Monaten indes das Neugeschäft mit Unternehmenskunden. Hier wurden rund neun Prozent weniger Kredite zugesagt als im Vorjahreszeitraum. "Wir sehen schon eine gewisse Verunsicherung bei den Firmenkunden. Sollen sie angesichts der mauen Konjunktur investieren oder eher nicht?", sagte Dießl. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt war im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal um 0,1 Prozent geschrumpft, wie vergangene Woche bekannt wurde. Dießl zufolge klagen viele Unternehmen auch über hohe Energiekosten und Bürokratie.

Dießl verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die Sparkassen-Tochter Deutsche Leasing verstärkt Firmenkunden bei deren Expansion in das Ausland begleitet. Das sei letztlich ein Anzeichen dafür, dass der Standort Deutschland an Attraktivität verliere. "Das macht natürlich Sorge, wenn wir merken, dass deutsche Unternehmen eben nicht mehr hier investieren, sondern ins Ausland gehen und dort investieren", sagte Dießl. "Das kommt ja dann auch nicht so schnell wieder zurück, und die Arbeitsplätze sind dann erstmal dauerhaft woanders." (mb/Bloomberg)