Die Coronavirus-Krise geht auch an N26 nicht spurlos vorbei. Kunden der Smartphone-Bank kaufen weniger mit ihren Karten ein, und das lange Zeit erfolgsverwöhnte Start-up wächst nicht mehr ganz so stark, wie Co-Gründer und Finanzchef Maximilian Tayenthal im Interview mit Bloomberg einräumt. Eins aber steht für ihn fest: Ein Börsengang ist weiter geplant.

"Die Kartenumsätze unserer Kunden im März sind bislang leicht rückläufig. In gewissen Märkten verzeichnen wir bei den Kontoeröffnungen einen Rückgang von maximal zehn Prozent", so Tayenthal. Langfristig jedoch könne sich die Krise sogar positiv auf das Unternehmen auswirken. "Wir gehen davon aus, dass viele Leute ein Online-Konto eröffnen werden, weil immer mehr Filialen wegen der Corona-Krise zumachen. Digitale Banken werden stark an Bedeutung gewinnen." 

"An unseren Plänen hat sich nichts geändert"
Tayenthal hofft, dass N26 auf Kurzarbeit verzichten kann. Das Unternehmen sei solide finanziert, betont er. Im vergangenen Juli war N26 beim Einsammeln neuer Investorengelder mit 3,5 Milliarden Dollar bewertet worden. Damit gehört die Firma zu den wertvollsten nicht-börsennotierten Fintechs in Europa.

Dass das Fintech mittelfristig auch Aktien begibt, bleibt fester Bestandteil der Strategie: "An unseren Plänen eines möglichen IPOs in vier bis fünf Jahren hat sich wegen der Corona-Krise nichts geändert", erklärte Tayenthal. "Es würde keinen Sinn machen, solche langfristigen Pläne nach zwei Wochen Krise über Bord zu werfen."

"Der Rückzug aus weiteren Ländern ist nicht geplant"
Andere Vorhaben indes wurden verworfen. Derzeit ist N26 dabei, sich aus dem britischen Markt zurückzuziehen. Hunderttausende Konten sollen zum 15. April geschlossen werden. Begründet wird der Schritt mit dem Brexit und der damit einhergehenden Notwendigkeit respektive dem dadurch gestiegenen Aufwand für eine eigene Banklizenz.

In den USA macht das Unternehmen zwar weiter, muss dort aber den Abgang des lokalen Chefs verkraften. "Der Rückzug aus weiteren Ländern ist nicht geplant. Am Start in Brasilien halten wir fest. Ziel ist es aber, in den bestehenden Märkten noch mehr Kunden zu gewinnen und die Produkte zu verbessern", so der N26-Finanzchef. (mb/Bloomberg)