Vor rund sechs Wochen führten Probleme bei der Silicon Valley Bank (SVB) aus den USA und der Schweizer Credit Suisse zu großen Turbulenzen an den globalen Börsen. Diese dauerten aber nur kurz, beide Institute fanden schnell neue Besitzer. Die Credit Suisse ging an den großen Rivalen UBS, die SVB wurde von der Regionalbank First Citizens aus dem US-Bundesstaat North Carolina übernommen. Damit haben beide Banken aber noch nicht alle ihre Probleme gelöst, wie das "Handelsblatt" berichtet.

So ziehen Kunden der Credit Suisse weiterhin Vermögen von der Bank ab. Im Zeitraum Januar bis März beliefen sich die Mittelabflüsse auf netto 61,2 Milliarden Franken, wie die Zeitung unter Verweis auf eine Mitteilung des Instituts schreibt. Das sind umgerechnet 62,39 Milliarden Euro. Besonders hoch fielen die Mittelabflüsse in den Tagen kurz vor der staatlich verordneten Notübernahme durch die UBS am 19. März aus. Sie gehen aber auf niedrigerem Niveau weiter, "eine Trendumkehr wurde bis am 24. April nicht beobachtet", heißt es in der Bankmitteilung weiter.

Weniger Ertrag aus Verwaltungsgebühren
Dazu komme, dass die verwalteten Vermögen von 1,294 Billionen Ende 2022 auf 1,253 Billionen Franken zusammenschmolzen. Besonders das Kerngeschäft, die Vermögensverwaltung, leidet dem Bericht zufolge unter dem Vertrauensverlust der Kunden. Innerhalb von drei Monaten zogen diese neun Prozent des per Ende 2022 verwalteten Vermögens ab. Das trübe auch die weiteren Aussichten für das Geschäft: Die wiederkehrenden Kommissions- und Gebührenerträge gingen um 17 Prozent zurück. 

Auch bei der SVB in den USA läuft es nicht rund, die Lage sei noch nicht stabil. Das räumte dem "Handelsblatt" zufolge Peter Bristow, die Nummer zwei bei der First Citizens, in einem Interview mit der "Financial Times" ein. So würden Kunden weiterhin Gelder von dem Institut abziehen. Ein Problem sei, dass die neue SVB-Eigentümerin zwar Erfahrung mit Übernahmen habe, allerdings praktisch keine Erfahrung mit Start-ups und Venture-Capital-Firmen – den Kunden der Silicon Valley Bank. Daher prüfe First Citizens im Moment, welche Geschäfte genau weitergeführt werden sollen, so Bristow. Die Marke SVB und die generelle Strategie mit Fokus auf die Technologiebranche soll jedoch erhalten bleiben.

Banken-Mix
Hinzu komme, dass viele Investoren ihre Portfoliounternehmen seit der SVB-Pleite anweisen, Konten bei mehreren Instituten zu haben. Viele bevorzugen einen Mix aus Großbanken wie JP Morgan Chase und kleineren Instituten, die oft bessere Konditionen anbieten können und weniger bürokratisch sind. "Es bleibt zu beobachten, wie First Citizens die alte SVB integriert", wird Sven Weber, Partner der Investmentgesellschaft Knightsbridge Advisers, zitiert. (jb)