Die Schweizer Großbank UBS senkt den Guthabenbetrag, ab dem das Institut Negativzinsen erhebt. Das berichtet die "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ). Ab dem 1. Juli wird die zu entrichtende "Strafgebühr" von immerhin 0,75 Prozent demnach schon für Einlagen ab 250.000 Franken (rund 230.000 Euro; bei Euro-Guthaben gilt ein Minuszins von 0,6 Prozent)) fällig. Bislang lag die Freigrenze bei zwei Millionen Franken. Für "gute" Kunden sieht die UBS aber eine Reihe von Ausnahmen vor: Wer sein Geld in Fonds und andere Produkte der Bank anlegt, soll höhere Freibeträge gewährt bekommen. 

Laut UBS werden voraussichtlich "deutlich unter fünf Prozent" der Kunden von den Maßnahmen betroffen sein, also vermutlich nur einige Zehntausend von rund 2,4 Millionen. UBS-Schweiz-Chef Axel Lehmann begründet den Schritt gegenüber der Zeitung unter anderem mit der Geldpolitik der EZB: "Spätestens seit Ausbruch der Coronakrise, in der die Zentralbanken weiterhin massiv Liquidität in die Märkte gepumpt haben, ist sonnenklar, dass das Negativzinsumfeld lange anhalten wird."

Auch auf die eigene Belegschaft kommen ungemütliche Zeiten zu. So wird die Bank allein im ersten Quartal weitere 44 ihrer noch 239 Filialen in der Schweiz schliessen. Im vergangenen Jahr hat die Bank bereits 20 Geschäftsstellen dichtgemacht. Die von den erneuten Schließungen rund 150 betroffenen Mitarbeiter wolle die UBS in anderen Geschäftsstellen weiterbeschäftigen, zu Entlassungen solle es vorerst nicht kommen, heißt es im NZZ-Bericht. Die Liste der betroffenen Filialen stehe bereits; es soll nun schnell gehen. Der Abbau werde quer über die Schweiz verteilt stattfinden, erklärt die Großbank gegenüber der NZZ.

Coronakrise befeuert Sparwillen
Mit ihrem erweiterten Strafzins-Rahmen könnte die UBS anderen Schweizer Geldhäusern als Vorbild dienen, die Negativzinsen ebenfalls an ihre Kundschaft weiterzugeben. Praktisch alle Banken kämpfen laut NZZ mit dem Problem, dass ihre Sparkonten zu beliebt sind – und ihre Kunden massenhaft Liquidität einlagern. Nach Schätzungen der Konjunkturforschungsstelle der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) haben die Schweizer 2020 rund 130 Milliarden Franken (rund 120 Mrd. Euro) angespart, 30 Milliarden Franken mehr als in normalen Jahren. Sobald die Pandemie überstanden ist, dürfte ein Teil dieser Reserven wieder abgebaut werden – allerdings längst nicht alles. (fp)