Im Ringen um die Zukunft der strauchelnden Schweizer Fondsgesellschaft GAM ist ein weiterer Kaufinteressent aufgetaucht. Der Unternehmer Marco Garzetti hatte über die von ihm kontrollierte Gesellschaft Taure Invest ebenfalls eine Offerte vorgelegt. Der Schweizer will insgesamt 65 Millionen in GAM investieren, heißt es in übereinstimmenden Medienberichten. Die britische Boutique Liontrust hatte Anfang Mai ein Übernahmeangebot für das eidgenössische Fondshaus vorgelegt. GAM ringt seit einem Skandal mit Mittelabflüssen und sucht seit vergangenem Sommer einen Käufer.

Garzetti will GAM als eigenständige Gesellschaft erhalten und die Aktie an der Schweizer Börse notiert lassen. Liontrust hingegen beabsichtigt, GAM zu schlucken und die Sparte Fund Management Services in der Schweiz und Luxemburg abzutrennen. Diese Sparte bietet Fondsdienstleistungen für externe Manager an – und fuhr zuletzt den Großteil der Nettomittelabzüge ein. Die GAM-Führung begrüßt das Angebot von Liontrust. Mit der Vereinigung würde ein Asset Manager mit einem verwalteten Vermögen von rund 53 Milliarden britischen Pfund entstehen.

"Zerstückelung zu einem schlechten Preis"
"Ich bin der festen Überzeugung, dass der Entscheid des GAM-Verwaltungsrats zur Veräußerung und Zerstückelung des Unternehmens zu einem schlechten Preis falsch ist", erklärte Garzetti in einer Mitteilung. Den Plänen zufolge soll Taure Invest über eine Kapitalerhöhung 34 Millionen Franken in GAM einbringen und im Gegenzug eine Beteiligung von 68 Prozent erhalten. Zudem soll Taure ein Darlehen in Höhe von 31 Millionen Franken gewähren. Garzetti soll Verwaltungsratspräsident werden.

Die GAM-Führung lehnte das Angebot von Taure bereits Anfang Mai ab, teilte der Asset Manager mit. Das Angebot sei " ungenügend". Die Offerte bewerte GAM zu einem Preis von rund 0,26 Schweizer Franken pro Aktie, während Liontrust gut 0,68 Franken pro Aktie biete. "Das Angebot von Liontrust wurde von den Kunden gut aufgenommen und wird von den Portfoliomanagern von GAM nachdrücklich unterstützt, so dass GAM als Teil eines kombinierten Geschäfts mit Liontrust stabil vorankommen kann", sagte GAM-Verwaltungsratschef David Jacob, der Mitteilung zufolge.

Nicht überzeugt
Allerdings sind andere Aktionäre nicht von dem Liontrust-Angebot überzeugt. Eine Gruppe um den französischen Milliardär Xavier Niel sowie den Genfer Vermögensverwalter Bruellan kritisieren die Offerte und haben gegen eine Ausnahmegenehmigung, die die Schweizer Übernahmekommission den Briten einräumte, Widerspruch eingelegt. Die Gruppe namens "NewGAMe" hält 8,4 Prozent der GAM-Aktien, will ihren Anteil aber weiter ausbauen. (ert)