Das Coronavirus hat Deutschland im Griff. Das öffentliche Leben ist massiv eingeschränkt, damit Menschen sich nicht zu nahe kommen und den Erreger übertragen. Für Branchen, die auf den persönlichen Kontakt setzen, ist das fatal – so auch für Finanz- und Versicherungsvermittler. Banken haben den Filialbetrieb schon eingeschränkt und setzen auf fernmündliche Kommunikation. Vertriebe und Versicherer gehen ähnlich vor, wie eine Blitzumfrage von FONDS professionell ONLINE unter drei großen Finanzdienstleistern und einer Handvoll Versicherer zeigt.

Vorweg: Anders als in Österreich müssen unabhängige Finanzdienstleister ihre Geschäftsstellen nicht schließen. Sie können selbst entscheiden, wie sie vorgehen. Das betont etwa der Versicherer Standard Life Deutschland, der mit Maklern kooperiert: "Die Entscheidungen über die Art der Kundenkontakte oder eine Schließung des Büros liegt entsprechend beim jeweiligen Vertriebspartner und wird von Fall zu Fall unterschiedlich ausfallen", so Christian Nuschele, Head of Sales & Marketing bei Standard Life Deutschland.

Videoberatung und Emails
Die drei großen Vertriebe MLP, Swiss Life Select und DVAG haben nach einigen Angaben auch keine generellen Büroschließungen für ihre Partner angeordnet, die in aller Regel freie Handelsvertreter sind. Diese sollen ihre Kunden aber möglichst via Telefon, Email oder Videokonferenz kontaktieren – das rät auch der Bundesverband Finanzdienstleistungen AfW in seinem Notfallplan für Vermittler. Denn der Beratungsbedarf ist gerade jetzt enorm: "Unsere Kunden und Interessenten haben viele Fragen – von der Geldanlage bis zur Sachversicherung, aber auch weiterhin über ihre Altersvorsorge, Finanzierung oder Immobilien zur Kapitalanlage. Wir haben einen Großteil unserer Beratung auf die in diesem Jahr eingeführte Videoberatung oder eine telefonische Beratung umgestellt. So sind wir intensiv für unsere Kunden da – obwohl die Anzahl der persönlichen Gespräche drastisch reduziert ist", erklärt MLP.

"Die Beratungsgesellschaften von Swiss Life Deutschland sind digital sehr gut ausgestattet – dank Online-Videoberatung können Kunden sich auch digital zu Fragen rund um Versicherung, Vorsorge und Finanzierung beraten lassen. Dies findet große Akzeptanz", sagt Swiss Life Deutschland. Die Deutsche Vermögenberatung (DVAG) äußerte sich ähnlich. Swiss Life betont zudem, dass diese Schritte nicht nur zum Schutz der Kunden, sondern auch der eigenen Mitarbeiter gedacht sind. Daher seien auch Reisetätigkeiten zwar nicht verboten, aber zu vermeiden.

Der Münsterander Maklerpools PMA meldet ebenfalls, dass die Beratung elektronisch weitergehe: "Die hauseigene Software ELVIS und 'Prima beraten' macht`s möglich: Kunde und Makler schalten sich online über die Plattform zusammen, machen die DIN-Norm konforme Analyse und ermitteln gemeinsam die Bedürfnisse des Kunden und haben entsprechende Produkte im Angebot", heißt es in einer Presemitteilung.

Schadensmeldungen online
Die Assekuranz verfährt ebenso: "Unsere aktuelle Empfehlung ist, Beratungstermine nach Möglichkeit per Telefon durchzuführen und Unterschriften der Kunden digital einzuholen. Persönlich vor Ort können Beratungsgespräche noch durchgeführt werden können, wenn die entsprechenden  Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden", teilte die Gothaer Versicherung. Die Antworten der Ergo und der HDI Versicherungen sind gleichlautend. Jene betont ferner, dass auch bei Schadensmeldungen kein persönlicher Kontakt mit einem Vermittler nötig. "Im Schadenfall können Kunden mit uns ganz bequem von zuhause sämtliche Formalitäten erledigen – am besten online über unsere Website, via App oder im Kundenportal oder auch telefonisch", heißt es aus der Düsseldorfer Zentrale der Ergo.

Angestellte Vermittler müssen Büros schließen
Die HDI Versicherungen machen allerdings einen Unterschied bei ihren festangestellten Vertriebsmitarbeitern: "Angestellte, gegenüber denen das Unternehmen weisungsbefugt ist, haben die Anweisung zur Schließung der Vertriebsbüros und Anlaufbüros der Regionaldirektionen für Außendienstmitarbeiter , kurz ADM, erhalten. Alle Mitarbeiter arbeiten jetzt von zuhause aus oder haben die Möglichkeit, mobil zu arbeiten. Zudem erfolgte die Schließung der ADM Filialen, also der Filialen, in denen angestellte Verkäufer arbeiten", so der Versicherer gegenüber FONDS professionell ONLINE. (jb)