Die Fondsgesellschaft Union Investment hat im ersten Halbjahr ein Neugeschäft in Höhe von 5,7 Milliarden Euro erzielt. Dies sagte der Vorstandschef des Asset Managers der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, Hans Joachim Reinke, im Interview mit der "Börsen-Zeitung". Als Wachstumstreiber erwies sich das Privatkundengeschäft. Hier flossen dem Anbieter unter dem Strich 6,2 Milliarden Euro an frischem Geld zu. Institutionelle Kunden zogen hingegen 0,5 Milliarden Euro ab.

Reinke zufolge entfällt damit praktisch der gesamte Fondsabsatz der deutschen Branche im ersten Halbjahr auf sein Haus. Neben Union Investment hätten unter den zehn größten deutschen Anbietern lediglich HSBC Trinkaus und die Deka ein positives Neugeschäft erzielt, sagte Reinke mit Verweis auf die Absatzstatistik des Branchenverbands BVI für die ersten fünf Monate des Jahres. Unter den institutionellen Kunden hätten vor allem die Genossenschaftsbanken Mittel abgezogen – "entweder, weil sie Liquidität brauchten oder weil die Risikobudgets erschöpft waren", sagte Reinke.

"Erleben ein starkes Momentum"
"Vor dem Hintergrund des schwierigeren Umfelds bin ich mit den Zahlen von Union Investment für das erste Halbjahr sehr zufrieden", betonte Reinke im Interview mit der "Börsen-Zeitung". "Wir erleben ein starkes Momentum." Der Asset-Management-Branche habe anderthalb Dekaden lang "die Sonne ins Gesicht geschienen", erklärte der Union-Investment-Chef. "15 Jahre Zinsen runter, 13 Jahre Aktien hoch, da war es relativ einfach für die Branche." Angesichts des stärksten Zinsanstiegs seit 60 Jahren und der höchsten Inflation seit 1949 habe sich nun aber das Umfeld verändert.

Darauf reagiert die Fondsgesellschaft mit einem Sparprogramm, das am Mittwoch (2.8.) bekannt wurde. Demnach sollen in den kommenden drei Jahren 150 Millionen Euro eingespart werden. Im Zuge dessen fallen auch insgesamt 270 Stellen weg. "Wir haben uns im vergangenen Herbst aus einer Position der Stärke hinaus die Frage gestellt, was wir tun müssen", erklärte Reinke in dem Interview nun die Hintergründe. "Deshalb haben wir die Frage gestellt: Was trägt uns in die Zukunft und was nicht? Und das, was uns nicht trägt, müssen wir reduzieren."

"Sozialverträglicher Stellenabbau"
"Deshalb haben wir im Januar ein Projekt lanciert, das heißt Fit for Future", ergänzte der Union-Investment-Chef. Das Haus müsse die notwendigen Investitionen selbst verdienen, führte er aus. Dazu würden die Investitionen für Digitalisierung, für Nachhaltigkeit und für alternative Investments zählen. So sei eine App für Kunden geplant. Der Umgang mit Daten und deren "Veredelung" solle ausgebaut werden. Im Bereich alternative Anlagen seien auch Übernahmen denkbar.

Der Stellenabbau wiederum solle nicht über Kündigungen, "sondern sozialverträglich über Fluktuation und Altersteilzeit" erfolgen, sagte Reinke der "Börsen-Zeitung". "Und wir übertragen den Mitarbeitern, die in Aufgabenbereichen tätig sind, die nicht auf die Zukunft einzahlen, neue Aufgaben, die wichtig für uns sind", betonte Reinke. "Das heißt: Wir legen ein Effektivitätsprogramm auf, das über mehr Erträge und weniger Kosten Spielraum für Investitionen schafft." (ert)