Die Universal-Investment-Gruppe hat die Mehrheit an dem Hamburger Fintech Capinside übernommen. Mit dem Kauf erweitert die Service-Kapitalverwaltungsgesellschaft aus Frankfurt ihr Vertriebs- und Marketingangebot für die Asset Manager, die ihre Fonds bei Universal-Investment aufgelegt haben. Ziel sei es, mit dem neuen Mehrheitseigner im Rücken "Europas führende Online-Plattform für Investmentprodukte" aufzubauen, so Capinside-Geschäftsführer Philipp Schröder im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE.

Capinside ging vor knapp zwei Jahren aus dem Vertriebsunternehmen Salesheads hervor. Das Portal ermöglicht Finanzberatern unabhängige Fondsvergleiche und aggregiert Nachrichten aus der Investmentwelt, die von einem selbstlernenden Algorithmus individuell nach den Vorlieben der Nutzer ausgewählt werden. Asset Manager, die mit Capinside kooperieren, können zudem ihre Inhalte über die Plattform präsentieren. Künftig dürfte die Zahl der Investmenthäuser, die Videos und Markteinschätzungen via Capinside ausspielen und so neue Kunden gewinnen möchten, deutlich steigen – Universal-Investment administriert nach eigenen Angaben Fonds von fast 300 Initiatoren.

"Digitalisierung und Internationalisierung"
"Im Zuge unserer Wachstumsstrategie haben wir uns zwei große Themen auf die Fahnen geschrieben: Digitalisierung und Internationalisierung", berichtet Universal-Investment-Chef Michael Reinhard im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. "Wer versucht, diese Stichwörter mit Vertriebs- und Marketingunterstützung zusammenzubringen, landet fast zwangsläufig bei Capinside. Wir sind überzeugt von dieser Plattform und möchten sie nutzen, um unser Angebot für Fondsinitiatoren auszubauen."

Capinside sei nicht nur für kleine Boutiquen ohne eigene Vertriebseinheit geeignet, sondern auch für internationale Asset Manager, die kein Team vor Ort hätten, meint Reinhard. "Wir haben natürlich im Vorfeld der Akquisition mit Asset Managern gesprochen. Die Initiatoren begrüßen unser Vorhaben, weil es ihnen neue Möglichkeiten im Vertrieb und Marketing eröffnet."

Neue Länder, neue Zielgruppen, neue Produkte
Das Geld, das Universal-Investment in die Gesellschaft steckt, soll in das weitere Wachstum fließen. Aktuell ist Capinside nur in der DACH-Region tätig. "Geplant ist eine Expansion in die Benelux- und die nordeuropäischen Länder, auch ein Markteintritt in Großbritannien und in Irland ist denkbar", sagt Schröder.

"Zudem soll die Zielgruppe der Plattform erweitert werden", ergänzt Reinhard. Aktuell richtet sich Capinside vor allem an Intermediäre wie Finanzberater, Dachfondsmanager und Family Offices. Künftig soll es auch ein Angebot für institutionelle Investoren geben. "Mittelfristig ist auch ein Endkundenportal vorstellbar, doch das hat aktuell keine besondere Priorität", sagt Reinhard. Pläne für eine solche Plattform für Privatanleger hegt Capinside schon länger – in die Tat umgesetzt wurden sie bislang nicht. Das Fintech trieb eher Innovationen wie die Tokenisierung voran.

Schröder möchte auch das Produktangebot erweitern, etwa um alternative Investments. Bislang konzentriert sich die Plattform auf offene Publikumsfonds. Perspektivisch soll Capinside zudem weitere Teile der Wertschöpfungskette im Finanzvertrieb abdecken, also etwa Orders ermöglichen. "Unsere Idee ist ein One-Stop-Shop für Investmentprodukte", sagt Schröder.

"Capinside bleibt eine offene Plattform"
Doch kann das funktionieren, wenn Capinside künftig nicht mehr unabhängig ist, sondern eine Tochtergesellschaft eines Fondsanbieters? Kommt da nicht schnell der Verdacht auf, dass die Universal-Investment-Produkte eine Sonderbehandlung genießen? Reinhard und Schröder widersprechen vehement. "Capinside bleibt eine für alle Asset Manager offene Plattform", betont Schröder. "Selbstverständlich werden alle Produktvergleiche so unabhängig erfolgen wie bislang." Auch in den Algorithmen, die die Nachrichtenauswahl steuern, werde es keine Schlechter- oder Besserstellung einzelner Anbieter geben.

"Universal-Investment und Capinside eint die Plattformidee", meint Reinhard. Sein Haus biete selbst kein aktives Management an, sondern konzentriere sich auf die Verwaltung und Administration. "Daher passen beide Unternehmen von der Philosophie her sehr gut zusammen." Im Sinne der Plattform-Ökonomie gilt Reinhard zufolge: "Je breiter und vielfältiger das Angebot auf Capinside, desto attraktiver wird die Plattform für alle Beteiligten."

Capinside-Gründer behalten ihre Anteile und Jobs
Bislang hielten die Capinside-Gründer und -Geschäftsführer Schröder und Achim Denkel die Mehrheit der GmbH-Anteile. Investiert hatten zudem Business Angels und Venture-Capital-Geldgeber wie Ex-Allianz-Capital-Partners-Chef Thomas Pütter oder Finanzcheck.de-Mitgründer Andreas Kupke (FONDS professionell ONLINE berichtete). Sie veräußerten ihre Anteile nun an Universal-Investment. Schröder und Denkel bleiben dagegen engagiert. "Alle Anteile der Gründer-Holding wurden in die neue Struktur eingebracht", betont Schröder.

Weil Universal-Investment zusätzlich frisches Kapital einbringt, hält der Fondsanbieter künftig die Mehrheit. Dazu, wie die Anteile am Unternehmen aktuell verteilt sind, möchte sich Reinhard aktuell nicht äußern. Auch über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Geschäftsführung ergänzt
Schröder und Denkel leiten das Unternehmen, das aktuell rund 40 Mitarbeiter beschäftigt, weiterhin. Auch der dritte Capinside-Geschäftsführer Micha Grüber bleibt an Bord. Ergänzt wird das Gremium um Jürgen Sehnert, Head of Strategy and Product Governance von Universal-Investment. (bm)